Samstag, 27. Februar 2016

fein bemützt


Die Zwergenmützen aus dem Hause Kirschkernzeit (Siehe Post vom 16. Februar 2016) wärmen unsere Köpfe und passen so gut zu uns, dass sie sich in einem wunderbaren Sinne gar nicht neu anfühlen. Sie wärmen nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz. Wie wohltuend, erstaunlich und berührend, wenn die bisweilen etwas gar virtuelle Bloggerei plötzlich so handfest wird. Weiche Wolle, bezaubernde Farben, von einem fremd-vertrauten Menschen extra für uns geduldig verstrickt. Dankbarkeit und Freude pur!





Natürlich tragen auch wir Grossen unsere Mützen! Als Zwergenmützen-Models taugen wir aber nur bedingt, das kriegen die beiden echten Zwerge besser hin. So wandle ich mit meiner Länge von 1,85m also momentan glücklich als längster Zwerg durch die Lande.



Donnerstag, 25. Februar 2016

Huhn und Ei



Das geschieht, wenn Walter und Schalter ein Pressebild benötigen und dafür Frau Krähe in ihre Dienste stellen.

(Nachdem ich die beiden Kinder in den Schlaf begleitet habe und dabei selber eingeschlafen bin, benötigt es einiges an Energie, nochmals auf einen leistungsfähigen Betriebsmodus zu kommen. Das Wohnzimmer wird umgebaut: Leinwand, schwarzer Stoff, Scheinwerfer. Die Herren werfen sich in Schale. Huhn und Ei werden spontan dazugeholt.)

Passt.

Dienstag, 9. Februar 2016

Leitwölfe {Alpha}


zu "Alpha": Diese Rubrik dreht sich im weitesten Sinne um das, was man "Kindererziehung" nennt. Ich versuche, dabei jeweils einen Bezug herzustellen zwischen meinen Erlebnissen mit Tieren (besonders mit dem Hund) und meinen Erfahrungen als Mutter. Weder möchte ich Kinder auf die Stufe von Hunden, noch Hunde auf die Stufe von Kindern stellen. Keinesfalls sollten Kinder wie Hunde dressiert werden. Vielleicht sollte man aber auch Hunde nicht wie Hunde dressieren. Doch das ist wieder ein anderes Thema... 

Aus aktuellem Anlass ist mal wieder Zeit für ein Alpha-Post. Jesper Juul hat diese Tage sein neues Buch mit dem Titel "Leitwölfe" veröffentlicht. Es soll sich um ein Plädoyer für mehr Führungsqualitäten von Eltern handeln. Vorweg: Ich habe das Buch nicht gelesen, ich weiss nicht, was Juul aus dem Titel macht. Ich nehme jedoch nicht an, dass er unter die Wolfsforscher gegangen ist.

Der Vergleich von Eltern mit Wölfen ist mir aber lieb und vertraut. Schon lange übe ich meine Rolle als Alpha, als Elterntier. (In Wolfsrudeln sind die Alphatiere nicht brutale, machthungrige Regenten, sondern schlicht die Eltern der andern Tiere.) Nicht zuletzt haben diese Parallelen (und Unterschiede) dieser Alpha-Reihe ja ihren Namen gegeben.

Jan Fennell hat spannende Bücher über das Verstehen von Hunden veröffentlicht. Unter dem Begriff "Amichien Bonding" beschreibt sie anschaulich, welchen Platz wir unsern Hunden zuweisen sollten. Ein Hund, der sich als Alpha-Hund, als Leittier seines Rudels versteht, hat ein anstrengendes Leben: Ständig muss er Entscheidungen treffen. Wohin führt er das Rudel? Was steht auf dem Tagesprogramm? Nähert sich Gefahr? Sind alle satt? Es ist nicht einfach, für ein Rudel verantwortlich zu sein. Viel angenehmer ist es für einen Hund, wenn er ein geliebtes, aber rangniederes Tier des Rudels sein darf. Schwierige Entscheidungen wie "Flucht?", "Kampf?" etc. werden ihm von den Alpahtieren (den Eltern!) abgenommen. Er kann sich an ihnen orientieren und sich komplett entspannen, da er nicht für wichtig Entscheide verantwortlich ist.

Nun passiert es aber laut Fennell oft, dass Hunden tagtäglich unzählige Male unbeabsichtigt vermittelt wird, dass sie die Rolle des Alphatieres innehaben: Wenn sie sich an die Tür stellen, gehts auf ne Hunderunde, wenn sie den Ball bringen, spielt der Mensch mit ihnen etc. (das Alphatier bestimmt den Tagesrhythmus), sie werden gefüttert, bevor die Menschen essen (das Alphatier frisst wann immer möglich genügend, damit es bei Kräften bleibt), sie werden bei jedem Wiedersehen überschwänglich begrüsst (im Wolfsrudel begrüssen die Kleinen die heimkehrenden Eltern voller Freude, nicht umgekehrt.), man zirkelt um sie rum, wenn sie so gemütlich im Flur auf dem Sonnenfleck liegen (das Alphatier geht seinen Weg, anpassen müssen sich die andern), sie stürmen als erstes aus dem Haus um Besucher zu begrüssen oder den Postboten zu verjagen (das Alphatier sichert den Familienplatz ab und entscheidet, ob sich Freund oder Feind nähert), der Hund liegt auf dem Sofa (die guten Plätze mit Aussicht müssen dem Alpha gehören, damit er die Umgebung im Auge behalten kann). Die Aufzählung liesse sich noch weiter fortführen.

Wenn Hunde nun aber über weite Strecken als Alphas behandelt werden, müssen sie Alphas sein, ob sie wollen oder nicht. So haben dann diese unfreiwillig zu Alphatieren "ernannten" Hunde eine unangenehme Aufgabe gefasst, welche zu erfüllen sie nicht imstande sind. Die Folge: Gestresste Tiere, welche mit der Situation heillos überfordert sind. Sie können zu nervösen Kläffern werden, welche alles und jeden verbellen, sie haben Mühe, tief und entspannt zu schlafen, sie sind unter Strom, wenn sich Rudelmitglieder aus ihrem Wirkungskreis entfernen, weil sie sie dann nicht "beschützen" können und vieles mehr.

Die "Therapie" ist (theoretisch jedenfalls) einfach: Der Mensch verlässt als erster das Haus. Der Mensch nimmt sich seinen Raum, der Hund passt sich an ("Aus dem Weg bitte.", "Weg hier, ich möchte hier sitzen."). Der Hund liegt nicht erhöht. Anmerkung: Nicht jeder Hund benötigt die gleiche Menge "Hinweise". Viele Hunde bleiben absolut liebenswürdig, auch wenn man ihnen beispielsweise ein Plätzchen auf dem Sofa zugesteht. Durch diese und weitere kleine Massnahmen wird dem Hund jedoch täglich klargemacht, dass sein Platz weit unten im Rudel ist, und so kann er sich entspannen. Es ist ein menschlicher Irrtum zu meinen, dass es nicht schön sei, ein rangniederes Tier des Rudels sein zu dürfen. Das oft  im Zusammenhang mit Hunden gehörte "Er muss wissen, wer der Meister ist", wird mit solchen Massnahmen artgerecht und liebevoll vermittelt. Es hat nichts zu tun mit brutalem "auf den Rücken legen", schlagen oder anderer grober Behandlung, welche oft als Nachtrag zu diesem Satz genannt werden.

Und was lernen wir daraus für unsere Menschenwelpen? Anders als Hunde streben wir ja bei ihnen langfristig grösstmögliche Selbständigkeit, also Alphaqualitäten an. Sie "klein zu halten" kann nicht im elterlichen Sinn sein. Ich für meinen Teil kann aber doch einiges adaptieren. Zum Beispiel, dass kleine Kinder nicht allzuviele Entscheidungen treffen sollten. Weil sie das einfach überfordert. Sie können noch nicht alle Eventualitäten ihres Handelns abschätzen, ihnen die Führung des Rudels anzuvertrauen wäre für alle Beteiligten eine Katastrophe.

So kann man beispielsweise fragen: "Willst du warme oder kalte Milch über deine Frühstücksflocken?" Wenn das Kind dann meint, es möchte lieber Stullen, ist das auch ok. Es hat ohne Auswahlstress seine Vorliebe gespürt, welche zudem adäquat ist. Es wird aber schwierig, wenn ich frage, ob es Müesli (Haferflocken, Dinkelpops oder Apfel-Zimt-Knuspermüesli), Brot (mit Konfitüre, Honig oder Käse) oder ein Ei (Rührei, Spiegelei) haben möchte. Ich versuche, keine Fragen zu stellen, welche keine sind: "So, der Hund sollte raus. Gehen wir los? Kommst du bitte?" Vielmehr ist der nächste Programmpunkt klar: "In 10 min gehen wir mit dem Hund raus. Beende bitte langsam dein Spiel." Das Kind darf entscheiden, ob es sein Laufrad mitnimmt oder zu Fuss kommt, was dann auch die Route ergibt (Asphaltstrasse oder Waldweg). Zähne werden geputzt, die Zahnpasta darf das Kind auswählen. Vorausschauend versuche ich, dem Kind gut zu treffende Auswahlmöglichkeiten zu geben, mit welchen ich, egal wie die Wahl ausfällt, gut leben kann.

Als Leitwölfin und Mutter bin ich verantwortlich dafür, das Leben für mein Rudel angenehm und unkompliziert zu gestalten, damit sich alle wohlfühlen können.

Zum Schluss ein schönes Zitat (gefunden hier):
Die Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewusstseins. (Marie von Ebner-Eschenbach)

*Das Bild stammt übrigens aus alten Tagen. Als die Schöne noch bei uns lebte und weit und breit - von Besuchskindern abgesehen -  noch keine kleinen Menschen meine Leitwolf-Kompetenzen täglich überprüften und einem Intensivtraining unterzogen.




Dienstag, 2. Februar 2016

{Stolperstein}: Vom Begrüssen


Die Frau geht vor meinem Kind in die Hocke. Freundlich lächelt sie es an.

"Grüezi Frischling (sie nennt ihn natürlich bei seinem richtigen Namen). Ich heisse Ursi. Schön, dass wir uns endlich kennenlernen. Deine Mama und ich kennen uns nämlich schon sehr lange. Früher haben wir gemeinsam ... ."

Danach richtet sie sich wieder auf, und wir plaudern einige Minuten miteinander, bevor wir uns verabschieden und alle wieder unserer Wege gehen.

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Diese kleine, schlichte Begrüssungsszene hallt sehr lange bei mir nach.

Beschämt stellte ich fest, dass ich mich fremden Kindern nie auf diese Art und Weise vorgestellt habe. Ich selbst war ein schüchternes Kind, und ich möchte nicht von einem fremden Kind verlangen, dass es mir die Hand geben oder sich vorstellen müsste. Dieses "Wie heisst du denn?", möglicherweise noch gefolgt von einem mehr oder weniger ehrlichen "Das ist aber ein schöner Name.", war mir schon immer unsympathisch. Deshalb hielt ich es meistens so, dass ich Kinder eher mit einem allgemeinen Winken in die Runde und einem diffusen "Hallo" begrüsse und mich dann ins Gespräch mit der erwachsenen Begleitperson vertiefe. Auf die Idee, dass ich mich den Kindern vorstellen könnte (sofern ich nicht ausdrücklich mit ihnen zu tun habe), bin ich nie gekommen.

Es hat mich sehr berührt, wie konzentriert sich diese Frau auf mein Kind eingestellt, und wie elegant und feinfühlig sie dem Kind Raum gelassen und es nicht in die "schüchterne Ecke" gedrängt hat. Gegenseitiges Vorstellen und die Verbindung kurz und einfach erklären ist ja unter Erwachsenen gang und gäbe. Bei Kindern scheinbar nicht, sonst wäre mir dieser besondere Moment nicht so aufgefallen. Ich spreche immer wieder von Gleichwürdigkeit, hier und da und überall im Erziehungskontext, und schaffe es nicht einmal, eine ritualisierte und einfache Szene wie eine Begrüssung entsprechend zu gestalten.

Wie macht ihr das so?

Danke liebe Ursi für den Stolperstein und Augenöffner!

Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.