Dienstag, 29. Dezember 2015

Altes Jahr


Jetzt bist du dann bald geschafft, du altes Jahr 2015. Du warst nicht wunderbar, funkelnd, grossartig. Du warst ein Jahr voller Nachdenklichkeiten und Irritationen, ja sogar voller Traurigkeiten. In meinem kleinsten Radius warst du unspektakulär. Nicht richtig schlecht, aber halt auch nicht wahnsinnig toll.

Du hast mich vielleicht gerade deshalb einiges gelehrt. Auch hast du den Weg bereitet für Neuerungen. Dafür bin ich dir dankbar. Aber jetzt darfst du gerne gehen. Adieu.

Ich freue mich auf ein frisches, junges, energiegeladenes 2016.


* Den alten Hund würde ich hingegen um keinen Preis gegen ein junges Exemplar eintauschen wollen. Er ist mir lieb und vertraut, mit jedem Tag mehr. 

Dienstag, 22. Dezember 2015

Am Küchenfenster



Die Tage wie immer.
Familie, Haushalt, bezahlte Arbeit.

In der Vertrautheit finden sich Langeweile und dann und wann Öde. Immer wieder aber auch neue Ansichten, Erkenntnisse und Ausblicke.

Das Gleiche verändert sich.
Oder ich mich.

Habt es fein.

Freitag, 27. November 2015

Teebeutelweisheit


Der kinderfreie Nachmittag ist kein freier Nachmittag. Einkauf, Holzlieferung, anschliessendes Versorgen der Tiere und dann bereits wieder Abholen der Trabanten stehen auf dem Programm.

Der Traktor fährt pünktlich vor, jedes Holzstück wird vom Anhänger durch die Scheune getragen und durch die Bodenluke hinters Haus geworfen, wo der Eingang zum Heizungskeller liegt. Dort wird jedes Stück auf eine alte, hölzerne Schubkarre gestapelt und in den Heizungsraum gekarrt, noch einmal ausgekippt und zu hohen Beigen aufgeschichtet. Wie ich also so im Heizungsraum stehe und staple, was mein Vater und mein Schwager da ankarren, spüre ich, wie ich angespannt bin. Immer ist meine Zeit so verplant, es bleibt mir wieder einmal kein Moment, mich aufs Sofa zurückzuziehen, ein bisschen durchs Netz zu surfen oder gemütlich mit einer Freundin zu telefonieren. Ganz zu schweigen von all dem, was auch noch zu tun wäre und wieder mal auf der Strecke bleibt: Schulzeug sortieren, Haushalt erledigen, Pendenzenlisten abarbeiten. Habe ich denn kein Recht auf ein bisschen Freizeit?

Und dann werde ich beschenkt. Ich vergesse, was ich wollte, sollte, könnte, müsste. Ich staple Holz.
Jedes einzigartige Scheit dieser vier Ster(!) wandert durch meine Hände. Ich staple Holz.
Hinter mir knistert das angefachte Feuer im Feuerraum. Ich staple Holz.
Die Wärme strahlt durch die offene Luke. Ich staple Holz.
Der Geruch vom Rauch durchzieht den Raum. Ich staple Holz.
Meine Muskeln erwärmen sich vom vielen Bücken. Ich staple Holz.
Ich spüre da und dort ein angenehmes Ziehen. Ich staple Holz.

Nachdem die Arbeit erledigt ist, geniessen wir heissen Tee und Schokoladenkuchen (gekauften natürlich, sonst würde es ja noch kitschig ob so viel Landlust-Romantik).

Danach schaue ich bei den Tieren vorbei, es reicht sogar noch für eine kleine Streichelei durch warmwolliges Fell.

Und bald darauf wackeln wir zu dritt durch die Nacht dem Daheim entgegen, welches uns freundlich entgegenleuchtet, die Zaunkönigin weich und warm an meinen Körper geschmiegt, der Frischling mit seiner Glöckchenmütze und dem Laternchen wie ein kleiner Zwerg neben mir hertrabend.

Frei sein, frei haben, Freizeit haben. Oft eine Kopfsache.
Während ich diese Zeilen schreibe, brühe ich mir einen Tee auf. Einen Beuteltee jener Sorte, wo die Haltepapierchen kleine Lebensweisheiten verkünden. Diesmal:
"Wenn wir ganz bei uns selbst sind, sind wir Liebe."



Freitag, 20. November 2015

Abschied und Willkommen


Die letzten Herbsttage überraschten noch einmal mit Süsse.

Jetzt bläst der Wind ums Haus, Regen prasselt an die Fenster.
Wir zünden Lichter und Feuer an.
Und sind bereit für den Winter.




Da ich gerade sehr viel lesen, denken, arbeiten, geniessen, zeichnen, spielen, nähen und diskutieren möchte, räume ich meinen Streifzügen durchs Netz weniger Zeit ein. Mehr machen, weniger gucken. Das beglückt mich im Moment sehr. Und bleibt wohl noch ein Weilchen so. Habt es fein.

Mittwoch, 4. November 2015

Hauptsache gesund? {Stolperstein}


„Es ist gesund!“ flüstert sie, nachdem sie die sehnlichst erwartete Mail ihrer Ärztin gelesen hat. Die Anspannung der letzten Tage löst sich, einige Freudentränen kullern. Ich freue mich mit. Wie schön, dass sie jetzt guter Hoffnung sein darf.

Aber die Worte, die sie gewählt hat, klingen noch lange nach bei mir. Das Kind hat weder Trisomie 13, 18 noch 21, soviel ist jetzt sicher. Es wurde aber nicht untersucht, ob es mit einer anderen genetisch bedingten Krankheit oder Besonderheit leben wird. Noch weniger sicher ist, ob dieser (vermutlich) gesunde Embryo dereinst auch ein gesundes Baby sein wird. Es liegen noch einige Monate Schwangerschaft vor Mutter und Kind, sensible Entwicklungsschritte stehen bevor. Auch während der Geburt können dem Kind irrepareable Schäden zugefügt werden. Und dann fängt das Leben mit all seinen Gefahren erst an. Unfälle und Erkrankungen können das Kind und seine individuellen Bedürfnisse stark verändern. Es ist nicht eine Besonderheit, wenn einem Kind früher oder später etwas Derartiges widerfährt, vielmehr ist es aussergewöhnlich, wenn es ohne „Schreckmomente“ durch die Kindheit kommt. Zum Glück laufen die meisten Unfälle und Erkrankungen (hier bei uns wenigstens mit unseren medizinischen Standards) glimpflich ab. Das Kind wird sowenig gesund bleiben, wie wir selbst es sind. Wir alle haben körperliche Schwachstellen, die einen sind nur schwach ausgeprägt und problemlos in den Alltag integrierbar, andere von grösserem Ausmass, welche mehr Aufmerksamkeit, vielleicht sogar Einschränkung bedeuten.

Das „gesunde Kind“, ja der „gesunde Mensch“ ist ein unerreichbares Ideal. Und immer wieder irritert es mich, wie die verschiedenen Formen und Ausprägungen von Normabweichungen gewichtet werden. Vielen Eltern erscheint es undenkbar, ein Kind mit einer geistigen Beeinträchtigung zu begleiten. Ob sie die Kraft für die Betreuung eines Diabetiker-Kindes, eines blinden Kindes oder eines mit schwerer Neurodermitis haben, stellen sie sich nicht (weil sie gar nicht danach "gefragt" werden).

Immer wieder beobachte ich, dass werdende Eltern Sicherheit wollen, wo es keine Sicherheit gibt. Sätze wie „Ein behindertes Kind kommt für uns nicht in Frage“ oder „Wir haben ein Recht zu entscheiden, ob wir ein behindertes Kind wollen“ irritieren mich sehr. Dieses Denken kann man sich während der Schwangerschaft noch leisten. Danach greift diese Einstellung nicht mehr. Schliesslich gibt es keinen mitgelieferten Garantieschein, mit welchem man das „erworbene Produkt“, sollte es „Mängel“ aufweisen, retournieren oder austauschen könnte.

Ich weiss nicht, welches (Vor-)Wissen sinnvoll ist und welches nicht. Es gibt gute Gründe, genauer überprüfen zu wollen oder zu müssen, wer da vielleicht unterwegs ist zu einem, so wie es auch gute Gründe gibt, genau das nicht wissen zu wollen. Nur etwas ist meiner Meinung nach tatsächlich falsch: das Überprüfen ganz weniger Besonderheiten mit dem Aufdecken aller überraschenden Möglichkeiten zu verwechseln.

Kinder sind immer ganz anders, als wir es uns in unseren kühnsten Träumen ausgemalt hatten. Manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger.

°

Ein Post über so ein komplexes Thema kann nie allen Eventualitäten und Einwänden gerecht werden. Das Thema liegt mir aber aus verschiedenen Gründen sehr am Herzen, deshalb wage ich die Veröffentlichung dieser Gedanken.

Folgende Blogs lese ich sehr gerne. Sie überraschen mich immer wieder mit Posts, welche mich sehr berühren und meine eigenen eingefahrenen Gedanken in Schwung bringen:

kaiserinnenreich (zum Einstieg z.B. hier oder hier)


Das Rotkehlchen hat auch etwas verwechselt. Nämlich sein eigenes Spiegelbild mit einem Konkurrenten. Während zwei Tagen flog es seine Angriffe auf die Scheibe unseres Wohnzimmerfensters. Die Spuren zeigen (das Bild ist nur ein kleiner Ausschnitt des ganzen Fensters) das Ausmass seiner Fehleinschätzung: hunderte kleine Abdrücke seines wohl leicht fettigen Schnabels oder seiner Krallen.










Dienstag, 27. Oktober 2015

Bühnenbretter


Wie immer gibt er Gas, der Gefährte.

Die legendäre Late-Night-Show WALTERUNDSCHALTER feiert bald Premiere.
Ich freue mich sehr.

Besorgt euch Karten und/oder unterstützt das Projekt und/oder erzählt es weiter.


Donnerstag, 15. Oktober 2015

Jaune





Mittwoch, 14. Oktober 2015

Bleu






Mittwoch, 30. September 2015

Dona, dona



Nachdem das Lamm Agatha letzte Woche rund 10 Tage vor ihrem Schlachttermin verendet ist, hat unsere Schaffreude einen neuen Tiefstand erreicht.

Fünf Lämmer wurden im Mai geboren, drei davon haben wir verloren, wovon zwei bereits mit Gendefekt (Schiefhals) geboren wurden. Das hübsche Aueli Andrina und das Böckchen Vaclav gedeihen, oben auf dem Bild beäugen sie neugierig die Klauenpflegematte. Der Bock wird in einer Woche geschlachtet, denn bald würde er geschlechtsreif und damit ein Inzucht-Risiko für seine Mutter, seine Tante und seine Halbschwester.

Seit ihren Flitterwochen beim Bock plagen die Schafe Klauenprobleme. Immer wieder hinken die Tiere, ganze Hornpartien an ihren Klauen lösen sich ab und die Ballen nässen und stinken, verfaulen richtiggehend. Moderhinke ist eine gefürchtete Krankheit, da sie für die Tiere sehr schmerzhaft und kaum auszurotten ist, wenn das Bakterium einmal in eine Herde eingeschleppt wurde. Zudem zeigt die Obduktion von Agatha (ihr Schiefhals macht sie nach ihrem Tod wenigstens noch für die Forschung interessant) Anzeichen, dass sie trotz durchgeführter Wurmbehandlung an starkem Wurmbefall gelitten hat. Beides kann man behandeln. Kotproben können eingeschickt, die Parasiten genau bestimmt und entsprechend bekämpft werden. Moderhinke ist mit regelmässiger Klauenpflege und Klauenbädern vielleicht in den Griff zu bekommen. Wir haben es während eines halben Jahres versucht, nicht geschafft und fragen uns langsam, ob es nicht fairer wäre, die Tiere zu schlachten. Es wäre der einfachste und sicherste Weg, die Moderhinke loszuwerden.

Es ist anstrengend, aber auch schön, die Tiere täglich "standardmässig" zu versorgen. Wasserkessel schleppen, etwas Heu und Kraftfutter verabreichen, ausmisten,... und alles mit zwei kleinen Kindern im Schlepptau, das geht. Auch das regelmässige Umzäunen der Weideflächen mit unseren Elektrozäunen will gut geplant sein, ist aber machbar. Die Klauenpflege hingegen bringt uns an unsere Grenzen (Verbandwechsel z.B. alle zwei Tage). Es reicht nicht, dass der Gefährte und ich (wir machen das immer zu zweit, andere sind da routinierter) tagsüber gemeinsam eine Stunde zuhause sind (nachts fehlt das nötige Licht), wir brauchen auch jedesmal noch jemanden, der während dieser Zeit auf unser Mädchen achtet. So hetzen wir eigentlich immer in den Stall, sind doch meistens gefühlsmässig zu spät und haben schon lange keine Zeit mehr für die schönen Momente, welche ein Leben mit Tieren mit sich bringt. Es ist extrem frustrierend, ein erneut hinkendes Schaf bemerken und erst die Agenda zücken zu müssen um festzustellen, dass man das Tier frühestens in vier Tagen genauer untersuchen kann.

Wie weiter? Andrina können wir nicht als viertes Schaf behalten, vor allem nicht in der jetzigen Situation. Verkaufen oder schlachten? Ein Verkauf aus einer Moderhinke-Herde ist unrealistisch, auch wäre das Fleisch wenigstens ein kleines bisschen Lohn für die ganze zermürbende Arbeit der letzten Monate. Meine liebe Andrina, du Hündchen-Schaf, du Knuddel-Gurke... Ich tue mich schwer mit dieser Option.

Den Gedanken zuzulassen, dass wir auch die drei Grazien schlachten und damit ganz viele Probleme auf einen Schlag lösen könnten, beschert mir Unbehagen. Ich schuf mir nie leichtfertig Tiere an, auch nicht diese Schafe. Dass sie sterben müssten, weil wir eine zufriedenstellende Haltung bei allen Bemühungen nicht auf die Reihe kriegen, will mir nicht in den Kopf. Aber kaufen will die niemand, soviel ist sicher. Und wenn wir die Moderhinke tatsächlich niederringen könnten, so blieben zwei der drei Tiere Trägerinnen des Schiefhals-Defekts. Keine gute Basis für unsere kleine Zuchtgruppe.

Was ist schlimmer für ein Schaf: Krank zu leben oder früher als geplant (irgendwann wäre das ja sowieso ein Thema geworden) geschlachtet zu werden?

Die ganzen Erfahrungen mit den Lämmern haben uns etwas gelehrt: Es nützt nichts, den Tatsachen nicht ins Auge blicken zu wollen. Unsere Bemühungen bei den Lämmern waren für die Katz'. Zu hundert Prozent. Soll dies jetzt für alle weiteren Fragen im Bereich "Leben mit Schafen" gelten?

Ich muss jetzt alle Fakten, Überlegungen und Gefühle mal ein bisschen wiederkäuen. Hilft immer.

Und hier gibts noch ein paar passende Töne dazu. Schön und traurig. (Ja, natürlich: Kalb. Ist aber egal.)

Samstag, 26. September 2015

Herzensarbeit




Die Herstellung einer Puppe ist dermassen antiquiert, schrullig und weltfremd, dass sie bereits als Form des Widerstandes gegen das Tempo und die Werte unserer Spass- und Konsumgesellschaft gesehen werden kann. Dieses kleine bisschen heile Welt aus Schafwolle, Trikot, Mohairgehäkel und Miniaturgenähe macht mich selbst glücklich, kann ich dabei doch wunderbar vor mich hinwursteln, nicht weniger aber auch äusserst skeptisch. Sind dies reaktionäre Handlungen? Ist das eine Flucht vor den Herausforderungen dieser Tage? Augen verschliessen und nur mein Gärtchen pflegen?


Das geschieht zur Genüge. Seichte Pseudo-Achtsamkeit mit "Flow" und "Kinfolk", DIY nach stupider Anleitung, meist noch verbunden mit der Anschaffung von exklusivem Rohmaterial, Hauptsache selbstgemacht, egal wie schlecht..., Shabby Chic ohne echte Spuren von Zeit und damit ohne Ehrlichkeit, oder kunstvolle Brotdoseninhalte von Supermoms, für welche eine Mama wie ich, die bis anhin eine Brotscheibe und nen Apfelschnitz als Znüni für angemessen hielt, mindestens einen mehrwöchigen Abendkurs belegen müsste sind nur einige wenige und willkürlich zusammengetragene Felder der "neu erstarkten Biederkeit". Seid mir nicht bös', fühlt euch nicht angegriffen, ich selbst bin nicht frei von diesen "Verlockungen". Nicht zuletzt pflegt ja auch mein Blog offensichtlich eine Ästhetik und Grundstimmung, welche immer wieder gefährlich nahe an diesen Abgrund herantänzelt.




Zum Glück, zum grossen Glück ist diese Puppe aber ganz anders entstanden. Oft hatte ich beim Werkeln meine Ohren dank Radio draussen in der Welt, und meine Gedanken und mein Herz konnten reisen, lernen und Anteil nehmen. Wenn Ohnmachtsgefühle und Wut überhand nahmen, legte ich die Arbeit beiseite, wollte ich sie doch nicht mit meinen düsteren Gedanken aufladen. Entsprechend langsam ist die Puppe entstanden. Je länger je mehr ist in mir aber auch die Zuversicht gewachsen, wie ich auf die aktuellen Geschehnisse reagieren kann, reagieren möchte.

Immer wieder und sehr gerne dachte ich mich während der Arbeit zu einem kleinen Mädchen, welches ich gar nicht persönlich kenne, malte mir aus, wie es auch dank der Puppe hineinwachsen würde in seine Welt. Indem es mit ihr Mitgefühl übte, Freundschaft probte, Verbundenheit spürte, Einsamkeit bezwänge. Ich freue mich sehr darüber, dass ich diese Puppe ziehen lassen konnte. Dass ich sie nicht in meiner eigenen kleinen Welt behalten und besitzen muss, sondern dass sie anderswo bewirken kann, was in ihrer Macht steht. Ganz ganz wenig für die Massstäbe der Welt. Aber vielleicht sehr viel für dieses eine kleine Mädchen.




Und sonst so:

Noch immer bin ich blutige Anfängerin, was die Puppenmacherei betrifft. Es finden sich einige kleinere und grössere Fehler, welche ich jetzt aber einfach akzeptiere. Dies ist meine zweite selbstgemachte Puppe, und die kleinen Makel dürfen sein.

Sicherlich werde ich beim nächsten Mal robusteren Stoff für den Körper verwenden, so werden die störrischen Schafwollhaare der Füllung auch weniger als eigenwillige "Brusthaare" da und dort hervorlugen. Mit dem Formen und der Stabilität des Halses tat ich mich schwer, ein kleiner, sehr provisorischer Loop (der eigentlich ein Haarband hätte werden sollen, dann aber zu klein war), kaschiert die Stelle. Es ist nicht ganz einfach, die richtige Füllmenge und damit die Härte resp. Weichheit der Puppe zu definieren. Nachdem meine erste Puppe ein hartes Klötzchen wurde, ist diese Puppe jetzt bewusst sehr weich geblieben. Ob und wie sie damit längerfristig zurechtkommt, wird sich zeigen. Auch die Lippen hab ich ein bisschen vermurkst, aber da vertraue ich auf den neutralisierenden Zeitfaktor.

Da die Puppe in ein Heim gezogen ist, wo wunderbarst gestrickt und genäht wird, bereitete mir die Puppenkleidung das meiste Kopfzerbrechen. Am liebsten hätte ich die Puppe nur in ein Stöffchen gehüllt übergeben, aber dann führte eines zum anderen. Ein kleines Hemdchen für die Reise rief nach einem Röckchen, dieses wiederum nach Unterwäsche. Schuhe wurden plötzlich dringend nötig und die Weste musste als baumwollenes Augenzwinkern einfach sein, schliesslich bin ich via Bora auf die "Pebbles" gestossen und habe davon auch schon mehrere für meine Kinder gestrickt. Für die gesamte Garderobe habe ich ausschliesslich Restematerial verwendet. Und natürlich freut es mich, wenn die Puppengarnitur ergänzt/ersetzt wird mit kleinen Kostbarkeiten aus dem Hause Kirschkernzeit. Damit die Puppe ganz verwoben wird mit ihrem Wirkungsfeld.

Auch habe ich die Haare bewusst nicht kompliziert frisiert und eher eine Spur zu lang gelassen. Gerne darf da noch ein bisschen optimiert werden, wenn sich herauskristallisiert, welche Frisur gut zur Puppe und den täglichen Anforderungen passt. Und da ja auch Kinder manchmal Scheren in die Hände kriegen und bei Puppen (und sich selbst) verwegene Frisuren produzieren, legte ich den Restknäuel des Mohairgarns zum Paket. Vielleicht ist man da mal noch froh darüber...

Und jetzt, jetzt spüre ich dieses Entzugs-Kribbeln, diese Unruhe, die mich gerne erfasst, wann immer ein grösseres Projekt beendet ist. Was darf es denn als nächstes sein?






Sonntag, 20. September 2015

Glühen


Immer wieder bin ich fasziniert, wenn ich eingeführt werde in Bereiche, von welchen ich bis anhin keine Ahnung hatte. Ich bin ein extrem neugieriger Mensch, und wenn mir jemand mit Herzblut, Liebe zum Detail, viel Wissen und einer Prise Präsentationsgeschick sein Métier, eine Kunstausstellung, ein Hobby oder sonst irgendetwas nahebringen will, lasse ich mich sehr gerne begeistern. Ich hänge einer belesenen Historikerin genauso gespannt an den Lippen wie einem passionierten Wachtelzüchter. Mein Staunen pflege ich, es ist mir lieb und unendlich wichtig.


Und so verwundert es nicht, dass mich dieser Abend sehr inspiriert hat: Ein Getränkehändler und ein Diplom-Bier-Sommelier führten in unserem Stall eine Bierdegustation durch. Im kleinen Rahmen hatten wir die Gelegenheit, achtzehn äusserst unterschiedliche und überraschende Biere zu acht auserwählten Käsespezialitäten und etwas Schokolade zu degustieren.



Es war ein phantastisches Erlebnis, einmal mehr hat sich mir eine neue Welt aufgetan. Nase, Zunge, Gaumen und Kehle wurden herausgefordert und überrascht, viel Wissenswertes und Unterhaltsames hat mich zum Staunen, Schmunzeln und Weiterdenken gebracht. Der Abend war lang und schön.



Und wer jetzt denkt, dass es doch verwerflich sei, gut zu essen und zu trinken, wenn anderen das Nötigste fehlt: Ja. Und nein. Die Sinne zu schärfen, auch im übertragenen Sinn natürlich, ist und bleibt wichtig. Und echte, direkte Begegnung mit Neuem, mit anderem Denken, mit fremden Menschen (die am Schluss als Freunde gehen) ist nie verwerflich. Das ist Friedensarbeit.










Freitag, 4. September 2015

Klammern und Ausrufezeichen


Wir verändern uns alle. Ständig. Aber selten fällt das so auf wie bei kleinen Kindern. Gerade eben wachsen die beiden hier so rasant, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.

Der Frischling hat sein erstes gegenständliches Bild gezeichnet. Eine Lokomotive (was sonst!). Diese hat er ganz allein in aller Stille aufs Blatt gehauen, nachdem ihm tags zuvor eine Mutmach-Zeichnung mit Rittern und Drache von einem Spielgruppen-Gspänli geschenkt wurde. "Wenn M. zeichnen kann, kann ich das auch.", hat er mir beim Überreichen erklärt. (Gerade mal drei Jahre alt geworden, besucht der Frischling seit vier Wochen während eines Nachmittages pro Woche die Waldspielgruppe. Freiwillig ist das und für ihn eine gute Gelegenheit, andere Kinder kennenzulernen. Aber bereits nächstes Jahr gilt es ernst mit obligatorischem Kindergarten, fünf Tage die Woche, eine Kindergärtnerin auf ca. 25 Kinder. Zugestandene Eingewöhnungszeit: ein Tag. Wer hat sich das bloss ausgedacht?)

"Ich bin Schuperman!" Ja, manchmal gelingt dem Frischling neuerdings das "sch".

Die Zaunkönigin summt die Melodie von "Heile, Heile, Säge" (Segen natürlich!), kriegt Haare (endlich!), steigt in ihre Hosen und organisiert den Haushalt neu (Was ich überall finde, wenn ich es nicht suche! Und umgekehrt!). Nur das Sprechen spart sie sich noch fast gänzlich auf. Sie lebt hervorragend ohne Worte, kriegt immer was sie will und kommandiert alle in der Gegend herum. Mit Vorliebe den Papa (Mapam!) und mich (Mapam!).

Samstag, 29. August 2015

Funkelgrüsse

Zwar komme ich nicht zum Schreiben, aber immer wieder denke ich an euch.


An dich, Ulma, und an das Füchslein, wenn der Frischling Fuchsspuren malt. Seht ihr wie das Tier übers Blatt geschnürt ist?


An dich, Bora, und an dein Mädchen. Langsam komplettiert sich die Garderobe der kleinen Puppe. Bald darf sie hoffentlich umziehen.


An dich, Katja. Diese Katze hat mich ganz zufällig beim Restaurantbesuch von der Flaschenetikettenrückseite im schönsten Gletscherblau angelächelt. Und zwar hat es etwas gedauert, bis ich das Wort verstanden habe (da phonetisch in Appenzellerdialekt geschrieben), aber dann kam mir natürlich sofort dieser Post in den Sinn.

Liebe Grüsse an euch und alle andern Leserinnen. Bald gibt es hoffentlich wieder mehr von uns zu lesen. Bis dahin funkeln wir hier noch etwas durch unsere Tage. O-Ton Frischling über die Zaunkönigin: "Sie stört mich wahnsinnig beim Spielen. Sie funkelt die ganze Zeit dazwischen!"


Donnerstag, 20. August 2015

Eine Ahnung


Diese Luft.
Dieses Licht.




Frühherbst, strahle ich.
Spätsommer, entgegnet der Gefährte.
Ich bleibe dabei.




Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.