Freitag, 24. Januar 2014

Von Menschen, Krokodilen und Nashörnern


Ich lebe ja beruflich permanent den Prominenten-Status. Meine Kundschaft beobachtet genau und kennt Eigenheiten, Ticks, unbewusste Lieblings-Redewendungen und anderes genau. Von meinen Kolleginnen und Kollegen ganz sicher, soviel kriege ich mit. Von mir entsprechend sicherlich auch. Bisweilen mag einen das etwas stressen, über die Jahre hinweg habe ich mir da aber eine fröhlich-souveräne Haltung angedeihen lassen.

Schwangerschaften werden natürlich von präzisen Beobachterinnen jeweils frühzeitig registriert. Und da man seine Pappenheimer kennt, kann man mit sich selbst wetten, welche Strategien die Klassen fahren werden. Die geschickteren erkundigen sich ganz diskret bei den Fachschaftskollegen. Andere lassen das jeweils mutigste, vorlauteste Individuum einen Vorstoss machen, aufs Risiko hin, sich schrecklich zu blamieren. Denn Geduld ist nicht gerade die Stärke von U20-Gruppen. Und ein bisschen Geduld würde ja diese Frage eindeutig erübrigen.

So hab ich denn letzte Woche auch schmunzeln müssen, als sich Schülerin M. über einen Tisch zu mir hingebeugt, mir tief in die Augen geblickt und vor versammelter Menge gefragt hat: "Frau L., ist da bei ihnen eigentlich ETWAS unterwegs?" "Nicht etwas, liebe M., ich nehme an, es gibt einen Menschen." Ich erinnerte mich sofort wieder lebhaft an die Schwangerschaft mit dem Frischling, wo der Gefährte und ich öfters mal Leute vor den Kopf stiessen, als wir die indiskrete Frage, was es denn werde, mit "Vielleicht ein Krokodil." oder so ähnlich beantworteten.


"Ein Panzernashorn möchte ich sein, aber dazu ist es jetzt wohl zu spät." druckten wir dann auch auf die Geburtsanzeige des Frischlings. Frei nach Peter Bichsel schien uns der Satz sinnig, auf die wahnsinnig berührende und unverrückbare Einzigartigkeit und Individualität des Kindes, mit einer Prise Humor versetzt, hinzuweisen. Bis heute liebe ich die Karte. Obwohl oder gerade weil sie von vielen Freunden und Bekannten nicht verstanden wurde. Viele waren jedoch auch sehr angetan. Und beides ist ja sowieso unwichtig. Zum Frischling und zu uns passte sie hervorragend. Das zählt.


*Kaum zu glauben, dass ich in wenigen Monaten wieder so einen dicken Bauch haben werde wie auf dem oben gezeigten Bild. Es entstand drei Wochen vor der Geburt des Frischlings.

8 Kommentare:

  1. oh martina! allerherzlichsten glückwunsch! wie schön.
    von der panzernashornkarte hast du mir ja schon einmal geschrieben und meine begeisterung für die idee ist ungebrochen. so so gut. ich liebe solchen witz mit geist und erwartungshaltungsbruch. wunderbar.
    und meine schüler habens übrigens damals mit dem füchslein auch auf genau so gemacht :: frau professor, sind sie schwanger? — ha! und das, noch bevor ich überhaupt den direktor oder irgendjemanden aus dem kollegium informiert hatte ...
    alles alles liebe! hach, ich freu mich.

    AntwortenLöschen
  2. schwer begeistert bin ich von der geburtsanzeige! und freu mich mit euch! herzlichsten glückwunsch! - auf die frage, was es denn werde, haben wir beim wirbelwind immer geantwortet, in jedem falle ein wer - auch das hat verständnislose blicke hervorgerufen ;)
    alles liebe für euch!

    AntwortenLöschen
  3. Alles Liebe! Wie schön, ich freue mich mit... auch an der damaligen Geburtsanzeige. Und habe ganz nahe dem Panzernashorn selber das Licht der Welt erblickt. Ein paar Jährchen früher... aber das ist dem Nashorn egal. Herzliche Grüße und alles Gute, Marja

    AntwortenLöschen
  4. Alles Gute für die Schwangerschaft... und dein Humor gefällt mir!

    Liebe Grüße
    Nula

    AntwortenLöschen
  5. Was für eine grossartige Karte!
    Und GENAU einen Tag später habe ich meinen Kleinen bekommen. Ist ja ein Ding.
    (ehrlich gesagt, musste ich nachschauen, ich DENKE nämlich immer, er hat am 28. Geburtstag, tatsächlich war es aber der 29. ... )
    Liebe Grüsse!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hahaaa! Ja, ich dachte bei Deinen "12von12" öfters, dass wir ähnlich "alte" Jungs haben müssen.
      Ich krieg auch immer ein Durcheinander, weil der Gefährte auf den 27. setzte: 3hoch3... Und am 30.03. sind bei uns dann noch der Gefährte selbst und der Hund dran. Da kommt man nicht mehr aus dem Feiern raus...

      Löschen

Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.