Montag, 30. Dezember 2013

ein Jahr



Ein Jahr gibts Frau Krähe, und genauso lange dauert der Versuch, immer wieder mal ein Bild oder ein bisschen Text zu posten, jetzt an. Bei Tagebüchern und ähnlichem habe ich jeweils geschätzte sieben Seiten geschafft, bevor meine Ausdauer zum Erliegen kam. Frau Krähe flattert immer noch ganz munter und kann somit durchaus als Erfolg verbucht werden.

Es hat mir tatsächlich geholfen, mich selbst mit dieser eigenartig öffentlich-anonym-virtuellen Form ein bisschen unter Druck zu setzen, damit ich nicht immer nur über Dinge nachdenke, sondern sie tatsächlich realisiere. Realisiere bis zur letzten Masche, zum letzten Strich, zum schützenden Lack. Das war mein Gründungswunsch. Und ist jetzt meine Rückblickfreude.

Eine von mehreren. Denn da sehe ich auch Lebensaspekte von mir in Wort und Bild gefasst, die sonst im Alltag eher so nebenher laufen. Ganz bewusst möchte ich hier nicht mein Leben zeigen, welches oft von Hektik, Organisation und straffer Planung bestimmt ist und sich vor allem um Kind und bezahlte Arbeit dreht. Hier bekommen die Randzonen ihren Platz. Die stillen Abendstunden, die berührenden Erlebnisse mit dem Frischling und dem Gefährten, das Leben auf dem Hof mit den Tieren, besondere Stunden draussen in der Welt, das Wahrnehmen der Zeiten und Wetter, das Aufblitzen von Poesie und Schönheit. Ich beschenke durch diesen Blog immer wieder mich selbst mit Achtsamkeit für meinen Alltag.

Und da seid ihr, meine lieben Leserinnen. Ihr, die ich mir eigentlich gar nicht gewünscht, sondern einfach als notwendiges "öffentliches Druckmittel" in Kauf genommen habe. Ich bin froh, dass mein Blog ein unscheinbares Plätzchen mit wenigen Leserinnen geblieben ist. Genau so ist es mir am wohlsten. Die, welche ich "kenne", sind mir ans Herz gewachsen. Eure Kommentare dann und wann ermutigen zum Dranbleiben. Ich bin keine fleissige Kommentareschreiberin. Aber ich lese jeden Post von euch (so ihr euch zu erkennen gebt und es mir bei euch gefällt). Ihr begleitet meinen Alltag, inspiriert mich, schenkt mir ein seltsam klein Stückchen Heimat in einer Form, deren virtueller Gestalt ich sehr ambivalent, aber doch immer wieder wahnsinnig berührt gegenüberstehe.

Und jetzt: Einfach mutig vorangeschritten in eine weitere Runde! Und mich und euch überraschen lassen, was sie so alles hervorbringen wird.

Habt Dank für alles!

*Der Frischling zeichnet. Krähenzeugs. Ich bin ganz verliebt.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Bochselnacht


Nacht
Feuer
alte Geister
junge Kräfte

Freut euch des Lebens
weil noch das Lämpchen glüht,
pflücket die Rose
eh' sie verblüht.


Ich weiss nicht, weshalb mich die Bochselnacht jedes Jahr so anrührt. Die Meinungen sind ja durchzogen. Mir gefällt das gänzlich Unsüsse in dieser doch oft etwas überzuckerten Vorweihnachtszeit. Zuerst der Strom der zügig schreitenden Kinder, ohne Musik, nur mit drei Trommlern an der Spitze des langen Zuges. Dann das Lied am Dorfbrunnen, mehr geschrien als gesungen. Und zum Schluss Böllewegge.

Beim Frischling ist der Funke bereits gezündet. Obwohl er vor allem vergeblich die Elefanten gesucht hat. Das Getrommel klang in seinen Ohren verdächtig nach der Frühpatrouille des Dschungelbuches.

Freitag, 13. Dezember 2013

Wärme

Normalerweise macht Konsum nicht glücklich. Aber der letzte Besuch im Brocki hat via materielle Güter so viel immaterielles Glück gebracht, dass es sich beinahe schon ein bisschen wie Weihnachtsgeschenkefreude anfühlte.


Für den Frischling fand sich eine hübsche kleine Schubkarre, ein äusserst praktisches und sofort von ihm in Beschlag genommenes Gefährt, welches bis anhin in seinem wachsenden Fuhrpark gefehlt hatte. Bei seiner zweiten Adventsfreude war er eher der Nutzniesser. Die kleine Puppe lag schon lange Zeit in der Puppenecke des Brockis. Bei jedem meiner Besuche im vergangenen Jahr nahm ich sie zur Hand, berührt ob ihrer handgemachten Unperfektion und nie so ganz schlüssig, ob ich sie nun wahnsinnig liebenswürdig oder vielmehr etwas grüselig fand. Diesmal schien sie mir nur noch liebenswürdig. Und sie tat mir einfach leid zwischen all den nackten Plastikdingern mit verklemmten Schlafaugen und abstehenden Synthetikhaaren. Der Frischling bekam von alledem nichts mit, aber zuhause begrüsste er den Neuzuzüger mit liebevollen, begeisterten Jauchzern. Himpeli hat sofort Einzug in sein Herz gehalten, und ihm wird mehr Aufmerksamkeit zuteil als jeder anderen Puppe.


Für den alten Herrn Hund gab es einen neuen Schlafsack, nachdem diese Vorliebe von ihm in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten war. Dankbar lässt er sich nun regelrecht begraben, am liebsten ists ihm, wenn er komplett zugedeckt wird. Wie er selbst den Gestank darunter aushält, ist mir schleierhaft, aber auch egal. Jedenfalls scheint es seinem steifen Rücken wohl zu tun, wie ein junges Reh gebärdet er sich die letzten Tage auf unseren Spaziergängen.


Und dann war da noch die Brotbackmaschine. Die Puristen unter Euch mögen aufheulen ob soviel maschineller Tristesse. Ja, Teigkneten ist ein sinnliches Glück, und das Prozedere zu einem eigenen Brot mit all dem Bearbeiten und Gehen lassen und Backen eine wertvolle, aber auch zeitintensive  Freude. Aber uns mangelte es nicht an romantisch-sinnlichen Tätigkeiten, sondern oft einfach an schlichtem Brot. Wir schafften es, für eine ganze Woche einzukaufen, allein Brot und Milch machten uns oft einen Strich durch die Rechnung. Und weil ich ohne richtiges Frühstück zu gar nichts zu gebrauchen bin, musste sich jemand von uns dann und wann in aller Herrgottsfrühe ins Auto setzen, nur um ein Brot zu besorgen. Und dieser unsagbare Zustand ist nun vorbei. Mit dem erstandenen Gerät kann ich sogar total erschöpft nach einem langen Tag zu nächtlicher Stunde noch Mehl und die weiteren Kleinigkeiten zusammenfügen, und das gute Ding erledigt dann für mich die Heinzelmännchenarbeit, während ich selig schlafe. Die ersten Versuche erfüllen jedenfalls meine Erwartungen. Das Brot schaut nicht gerade schön aus, schmeckt aber ausgezeichnet und ist von angenehmer Konsistenz. Und was gibt es besseres als der Duft von frischem Brot im Haus? Eine alltagspraktikable Lösung scheint sich gefunden zu haben, was mich fürs Erste sehr freut.

Warme Herzen, warme Knochen, warme Bäuche. Jetzt darf der Schnee kommen.

(Die für diesen Post benötigten Bilder habe ich in der letzten halben Stunde direkt "aus dem Leben gegriffen". Ja, Himpeli fand ich tatsächlich im Bett des Frischlings, und ja, auf dem Stuhl schläft wirklich ein ziemlich grosser Hund! Welcher sich jetzt gerade durch sein Schnarchen verrät...)

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Vorschau: Dezember


Meine November-Bilanz fällt grandios aus. Erfolgsversprechend war bereits die Knappheit der Liste. Zusätzlich kam ein forcierender Faktor hinzu, welche meine Vorhaben unterstützte. Oder würdet ihr nicht auch Dieses und Jenes endlich endgültig verschwinden lassen und mal wieder ein bisschen detailverliebter Ordnung ins Chaos bringen, wenn ihr eine kleine Filmcrew für einen Tag bei euch daheim empfangen müsstet?


Wie dem auch sei, ich bin nun also recht ausgeschlafen, belesen und bestrickt. In einigen Ecken ist wohltuende Ordnung eingekehrt, und Tee trinke ich mehr denn je. Allein die Novembermusik dürfte sich im Dezember noch ein bisschen verändern. Der Frischling hat das Musikhören und Tanzen und Singen entdeckt. Wunderbar ist das. Aber er möchte immer den Papa hören, und das bedeutet dann: alte traditionelle Volksmusik in eigenartiger Besetzung (Kontrabass, Saxophon, Banjo, Stuhl), gespickt mit überraschenden, ziemlich frechen, aber immer liebevollen Querverweisen in die ganze riesige Welt der Musik (Wer weiss denn beispielsweise schon, dass David Hasselhoff früher mal Viehhirte war und dabei zu seinem Hit: "Abi lugi vo Vieh do" - "Runter schau' ich aufs Vieh" inspiriert wurde? Das mit dem "I've been looking for freedom" hat irgendwer falsch verstanden...). Grossartige Live-Musik, immer wieder, als Konserve aber nur schwer auszuhalten. Der Frischling ist anderer Meinung. Ich hoffe auf Erweiterung des Repertoires.


Für den Dezember gilt nun also:
-viel schlafen
-viel lesen
-auskosten, dass der Frischling nun auch von Grosseltern gerne ins Bett gebracht wird
-mich ganz den kulinarischen und musikalischen Weihnachtsvorfreuden hingeben

Das sollte zu schaffen sein.

Und was auch noch gesagt sein muss: Sie sind sehr hübsch, die Määähdels, nicht wahr?


Samstag, 23. November 2013

genug gelitten!


Allein die Anreise zum Theater war ein Genuss. Per Bahn bin ich durch die Ostschweiz und über die Grenze gebummelt und habe zwei Stunden gebraucht, was mit dem Wagen in einer zu schaffen wäre. Ich habe die Landschaft vorbeiziehen sehen (anfangs), ein bisschen Löcher in die Luft geschaut, gestrickt und Schokomakronen, Ziegenkäse-Zwetschgenkonfitüre-Brötchen und ein Thunfischsandwich, abgelöst von einigen Mandarinen verputzt (die geneigte Leserin möge sich ihren Teil zu diesem kulinarischem Stelldichein denken...).

Feldkirch verbarg sich im Dunkeln, von dem wenig Sichtbaren ich jedoch sehr angetan. Das alte Hallenbad fand ich ohne Probleme, und auch meine beiden Freundinnen trudelten rechtzeitig direkt aus Luzern ein. Ein erlebnisreicher Abend konnte beginnen.

Theater ist mir ziemlich fremd. Ich liebe Bilder, mag Musik. Vor Theater habe ich jedoch eine Scheu, es erscheint mir irgendwie zu intellektuell, zu abgehoben, zu stilisiert. Das ist eigentlich erstaunlich, da ich immer ganz begeistert bin, wenn ich dann wieder einmal ein Theaterstück zu sehen bekomme. Auch dieses Mal wiederholte sich diese Erfahrung.

Von Beginn weg genoss ich die Aufführung. Ich liess mich vom Stück mitnehmen auf seine Reise, war beeindruckt, berührt, betroffen und die ganze Zeit über bestens unterhalten. Den Gefährten auf der Bühne zu sehen in dieser fremden Situation war eigenartig und sehr schön.


Und stolz, ja, stolz war ich auch. Und bin es heute noch. Und jetzt hoffe ich, dass ich langsam den grässlichen Popocatepetl-Twist-Ohrwurm wieder loswerde, welcher mich seit Wochen begleitet. Sogar der Frischling ist infiziert. Wenn ich die Melodie summe, ohne es selbst zu merken, schreit er laut I-AAAA... Wie gesagt: Genug gelitten jetzt.


Montag, 18. November 2013

lange Zeit


Seit einigen Wochen ist unser Leben ein bisschen anders organisiert. Der Gefährte ist verantwortlich für die Musik eines Theaterstückes. Täglich wird geprobt, und das nicht gerade hier um die Ecke. Mittlerweile finden die Intensivproben statt und das bedeutet, heute jedenfalls, dass der Gefährte schon weg war, als der Frischling und ich erwachten und er erst wieder hier sein wird, wenn wir beide schon längst schlafen.

Ich hätte nicht gedacht, wie anders sich dieses Leben anfühlt. Denn meine beiden "bezahlten Tage" bin ich ja nach wie vor unterwegs. Es fallen eigentlich nur einige Stunden weg, welche mir während der restlichen Wochentage fürs Vorbereiten des Unterrichts "offiziell zustehen". Bis jetzt konnte ich mir aber doch immer irgendwie irgendwo das eine und andere Stündchen freischaufeln. Also alles fast wie immer, könnte man denken.

Trotzdem, alles ist jetzt ganz anders. Die fünf Tage am Stück, welche alle ziemlich gleich ablaufen, ziehen sich in die Länge. Wegfahren und Freundinnen besuchen geht nicht, das Auto ist mit dem Gefährten unterwegs. Sogar aufs Einkaufen verzichte ich. Und anstatt dieses Heimchen-Leben einfach mal zu geniessen, diese Zeitlosigkeit, dieses Dümpeln im Jetzt, werde ich antriebslos, melancholisch und träge. Ich fühle mich abends erschöpfter, oder auf eine ganz andere Art erschöpft, als nach einem rappelvollen Tag, wie ich ihn gewohnt bin. Es ist kalt und neblig, meine Gesprächspartner sind ein Kleinkind und eigenartige Tiere, die Tage sind ohne Unterschied. Ich vergesse, welcher Wochentag ist und was wir heute zu Mittag gegessen haben. Pasta? Oder war das gestern?

Manchmal nerven mich die tausend täglichen Absprachen mit dem Gefährten. Katzen schon gefüttert? Wer geht mit dem Hund raus? Geht noch einer von uns einkaufen? Wickelst du den Frischling diesmal? Wer räumt die Küche auf? Hast du gestern staubgesaugt oder soll ich heute?... Aber oh, wie schön das doch ist! Alles kann, nichts muss. Ein bisschen Lust und Unlust liegt drin, immer wieder, jeden Tag. Jetzt nicht. Jetzt mach ich die hier anfallenden Dinge einfach. Weil sonst niemand hier ist. Das ist überschaubar, tatsächlich gemütlicher, aber auch lähmender und irgendwie frustrierender. Wahrscheinlich würde ich mich anders organisieren, wenn dieser Zustand von Dauer wäre. Jetzt bleibt mir aber vor allem die Erkenntnis, dass ich, allem bisweiligen Geschimpfe und Gehetze zum Trotz, unsäglich glücklich bin mit der Organisation unseres Familien- und Berufslebens. Dankbar für die vielen Inputs von "draussen", dankbar für das gemeinsame Gestalten des Lebens daheim. Bis ich es wieder habe, mein gewohntes Leben, versuche ich jetzt aber einfach mit besten Kräften, diese besonderen Tage zu geniessen.

Und dass der Frischling einen regelrechten Weinkrampf hatte heute Abend beim Vorsingen des Liedes "Schlaf, Kindlein, schlaf", weil da der Papa drin vorkommt und ihm scheinbar erst in diesem Moment bewusst wurde, dass er ihn heute noch gar nicht gesehen hatte (Ob er das schon einmal erlebt hat? Ich glaube nicht...),... da tat er mir zwar schampar leid, aber ich habe mich auch sehr gefreut. Weil es so wahnsinnig gut tut, die Verantwortung zu teilen und nur einer von zwei ganz wichtigen Menschen sein zu müssen.

Mittwoch, 6. November 2013

Stolperstein: Milk & Honey III


Das Halten und vor allem Essen von Nutztieren (wobei ich diese Bezeichnung irreführend finde) wird von vielen Leuten als verwerflich betrachtet. Ausbeutung, Sklaverei, Mord,...

In loser Folge hier einige Überlegungen.

Als Nutztiere werden (Duden) Tiere bezeichnet, welche vom Menschen gezüchtet oder an ihn gewöhnt wurden, nicht frei leben und aus wirtschaftlichen Gründen gehalten werden (zB. Pferd, Kuh, Schaf, Huhn,...). Katzen und Hunde hingegen zählt man zu den Heimtieren/Haustieren.

°Mein Hund zwingt mich allein durch seine Anwesenheit zu täglichen langen Spaziergängen, welche sich wohltuend auf meine körperliche und psychische Verfassung auswirken. Was ich wohl an Krankheitskosten spare?
°Wer schon einmal ein Geschäft für Tierbedarf betreten hat, weiss, wie riesig der Markt für Hunde ist. Da wird viel, sehr viel Geld umgesetzt. Wirtschaftliche Kalkulation ohne Ende.
°Ich fühle ich mich, nicht zuletzt dank des Hundes, hier in dieser Abgeschiedenheit immer sicher und geborgen. Unbemerktes Eindringen ins Haus verunmöglicht er zuverlässig (und wenn es nur vor überschäumender Freude ist). Kann ich mir dank ihm eine tiefe Versicherungsprämie erlauben?
°Da er ein Sanitätshund ist, notabene im Ruhestand, bezahle ich für ihn keine Hundesteuer, es ist gesetzlich verankert, dass in derlei nützlicher Profession ausgebildete Tiere davon befreit sind.
°Er frisst die Mäuseköpfe, welche die Katzen überall, gerne auch in den Schuhen, deponieren. Zugegeben, wirtschaftlich ist das uninteressant, ansonsten aber umso mehr.
°Er zeigt mir das Wild, meine Grenzen und Gefühle, bevor ich sie selber wahrnehme.
°Er ist und war mir Freund und Lehrer, begleitet mich seit zehn Jahren und weiss wohl mehr von mir, als ich es selbst ahne. Mit ihm erlebe ich das Geheimnis einer uralten Freundschaft, Dankbarkeit und Verbundenheit.

Nutz- oder Haustier?



Meine kürzlich hier eingezogenen Schafe sind per Definition Nutztiere, da sie Lämmer gebären werden, welche wir weiterverkaufen oder schlachten.
°Gleichwohl werde ich sie beim Namen nennen, ihre Lieblingsstellen zum Kraulen kennenlernen, ihre unterschiedlichen Charaktere berücksichtigen lernen und ihre Eigenheiten akzeptieren.
°Ich werde unendlich viel Freizeit mit ihnen verbringen, mich um sie sorgen und mich mit ihnen freuen, ihre Geburten begleiten und dafür verantwortlich sein, dass ihr Leben ein glückliches wird.
°Was sie mich kosten werden (ich weiss, es wird ein finanzielles Verlustgeschäft), ist mir egal.
°Sie werden mich, sofern alles gut geht, rund 10 Jahre begleiten. Ich werde sie kennen und sie mich, vielleicht besser, als ich es mir vorstellen kann. Mit ihnen werde ich das Geheimnis einer uralten Freundschaft, Dankbarkeit und Verbundenheit erleben.

Nutz- oder Haustiere?


Ihr habts gemerkt, ich störe mich nicht am Begriff Nutztiere, weil ich etwas gegen das Nutzen von Fähigkeiten und Erzeugnissen von Tieren habe. Vielmehr glaube ich, dass der Mensch jedes Tier, welches er hält, als Nutztier verwendet. Ganz ehrlich, wenn mich mein Hund nicht irgendwas (was auch etwas sehr ideelles oder emotionales sein kann) nützen würde, ich glaube, dann täte ich mir das nicht an (Zeit, Geld, Verantwortung, Dreck,...). Es ist aber anzumerken, dass ich für meinen Hund wohl auch ein Nutztier bin, schliesslich ermögliche ich ihm ein angenehmes Leben. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass ich "am längeren Hebel sitze" und verantwortungsvoll mit meiner Aufgabe umgehen sollte.

Dass wir die einen Tiere essen und die andern nicht, hat weniger mit den Tieren selbst als mit unserer kulturell-religiösen Prägung zu tun. Die einen Tiere werden gegessen, die andern kriegen Geburtstagsgeschenke, Chemotherapie und Diätprogramme. Die Einteilung lässt sich nicht rational rechtfertigen, Schönheit, Intelligenz und kreatürliche Perfektion finden sich auf beiden Seiten. Ob es den einen oder den andern dabei besser ergeht?

Vergleiche ich Äpfel mit Birnen oder sind wir nicht alle einfach Tiere?


(Wie es der Name schon sagt: Unter dem Label "Stolperstein" notiere ich Gedanken, Ungereimtheiten und Überlegungen, welche meinen Weg kreuzen und mich kurz oder etwas länger beschäftigen.)

Samstag, 2. November 2013

Vorschau: November


° Ballast abwerfen und dadurch freier und mit weniger Gepäck unterwegs sein

° stricken und zeichnen und schreiben und dazu die Teevorräte aufbrauchen, damit ich mein selbstauferlegtes Embargo wieder aufheben kann

° möglichst viel schlafen

° über hübsche Weihnachtsgeschenke nachdenken und dem Wohnraum liebevolle Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, wider die Kälte

°Novembermusik hören, zum Beispiel solche


Die monatliche Vor- und Rückschau ergänzt meine unzähligen bestehenden Listen (berufliche und private Pendenzen, Einkauf, Ideen, Tages- und Wochenorganisationen etc.). Sie soll jedoch ausschliesslich wohltuende, mich selbst beschenkende Punkte enthalten, welche sonst einfach allzu schnell und oft vergessen gehen.



Donnerstag, 31. Oktober 2013

Halloween


Der Hype um Halloween hat mich bis anhin kalt gelassen. Das grosse Geschäft um Grusel-Gadgets kann mir nichts anhaben, das halbierte Eichhörnchen unterm Gästebett (gestern) deckt meinen Ekelbedarf vollkommen. Wenn am Donnerstag der letzten ganzen Woche vor Weihnachten alle Kinder (und das sind einige!) des Dorfes mit ihren Bochseltieren die archaische Bochselnacht feiern, zum Schluss des Umzuges "Freut euch des Lebens" durch die Nacht singen (schreien) und die von den Kerzen angewärmten Runkelrüben einen süsslichen Duft verströmen, dann berührt mich dies weit mehr als einige dekorativ ausgehöhlten Kürbisse. Und für die hibbelige Vorfreude auf "Trick-or-Treat" fehlen mir wohl einfach die Kinder im entsprechenden Alter.


Berühren kann man mich allerdings mit "Memento mori" (Gedenke deiner Sterblichkeit). Denn Allerseelen und Allerheiligen lassen uns zwar über unseren Tellerrand hinausdenken, führen uns aber immer wieder auf uns selbst, unsere Lebendigkeit, unsere Menschlichkeit und intensiv zu erfahrende Endlichkeit zurück. Ich war genauso alt wie meine jetzige "Kundschaft", als ich mich zeichnerisch, fotografisch und malerisch intensiv mit diesem Thema auseinandersetzte.


Als ich mich heute Morgen unverhofft einem bettelndem, hochmotivierten Grüppchen gegenübersah, konnte und wollte ich deshalb nicht an meinen Plänen festhalten. Während die Jugendlichen hingebungsvoll ihren Klassenkameraden in den Tod verwandelten (seine sehr charakteristische Haarpracht hatte er sich tags zuvor extra hierfür abrasieren lassen!), spürte ich vor allem sprühendes Leben, Zusammenhalt, Engagement, Energie. Während das pinselnde Grüppchen immer grösser wurde, kümmerte sich eine Person um die kulinarische Versorgung des Modells und fütterte es mit Bananen, während eine andere es immer wieder mit einem Haarföhn anpustete und dadurch ein bisschen wärmte. Anatomiekunde war nie spannender, und das Rumlungern und Sich-Zeigen in den Gängen während der grossen Pause verriet den Stolz aller Beteiligten.



Ich empfinde es immer wieder als riesiges Privileg, mit meiner beruflichen Tätigkeit so viel Lebensfreude, Individualität, Begeisterungsfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Handlungskompetenz begleiten und fördern zu dürfen.

Rückschau: Oktober



Schwuppdiwupp ist der Oktober schon wieder um, und meine grosse schöne Monatsliste darf kurz überprüft werden.

° Herbstteller mit Rotkraut und Kastanien, gedämpften Äpfeln und Knöpfli an Pilzsauce gabs nur zum Geburtstag, dafür in wunderbarer Form. Vermicelles habe ich hingegen des öfteren genossen. Und die Zwetschgenknödel wurden ausprobiert. Sie sind aber auf jeden Fall noch verbesserungsfähig.

° Ballast abwerfen hat nicht geklappt. Die Schränke und Schubladen sind immer noch (zu) voll. Ob der November mit seinen längeren Abenden die ein oder andere Gelegenheit bringt?

° Der Riesenbommel bommelt immer noch (ich werde berichten, versprochen!).

° Ein paar Reihen sind gestrickt. Und der Tipp "Harry Rowohlt" war grossartig!

° Mein Garten-Wissen und alle Ideen kreisen immer noch im Kopf. Wenigstens einige Rezepte habe ich aufgeschrieben.

° Der Ausflug ins Lieblingsmuseum meiner Kindheit war grandios! Wir waren fast alleine da, was beinahe schon schockierend war bei diesem tollen Ausstellungskonzept und dem freien Eintritt. Gerne bald wieder! (Der Säugling-Schädel wird aber nicht mehr im Treppenhaus ausgestellt. Auch gut.)

° Für einen Ausflug in die Berge hat die Energie nicht gereicht.

° Auch Briefe wurden keine geschrieben.

° Die Engadinerinnen sind jedoch glücklich angekommen.

° Und den Herbst habe ich gesehen, gespürt, gehört, gerochen und geschmeckt.


Mein Fazit: Vieles wurde nicht erledigt. Das muss aber auch nicht sein. Es geht ja schliesslich eher um Aufmerksam- und Achtsamkeit. Um das Fassen von Wünschen. Wenn etwas keinen Platz hat, ist das egal, es war anscheinend nicht so wichtig.

Unerwartete Sternmomente des Oktobers waren: der Ausflug mit D. nach St. Gallen, das Einkochen der Äpfel zu Apfelmus, meine Quittengelée-Produktion und die willkommene Schlafritual-Veränderung des Frischlings (weniger stillen, mehr im eigenen Bett schlafen, und beides absolut freiwillig, fröhlich und mit grosser Selbstverständlichkeit).

Dienstag, 22. Oktober 2013

Vorstellungsrunde


Das Kennenlernen nimmt seinen Lauf.

Saba (hier in der Mitte) ist momentan der ruhige Pol des Grüppchens. Die beiden andern stehen gerne zwei, drei Schritte hinter ihr, während sie misstrauisch, aber auch sehr neugierig alles in Augenschein nimmt. Sie hat sich heute auch als erste und bislang einzige getraut, sich von mir ein bisschen an der Backe und hinter den Ohren kraulen zu lassen. Saba hat einen schweren Kopf und eine markante Ramsnase. Wenn sie einen anstarrt mit ihren langen Wimpern, welche ihre Augen fast ein wenig verdecken, wirkt sie einiges imposanter als ihre beiden Kolleginnen.

Ihre Zwillingsschwester Sirah (rechts) ist deutlich filigraner. Gemäss den Vorbesitzern ist sie eine freche Gurke, welche vermutlich die Führung der Gruppe übernehmen werde. Ich merke noch nichts davon und bin gespannt auf ihre Entwicklung.

Kara (links) wurde einige Wochen später und erst vor kurzem geschoren, dadurch wirkt sie ganz anders. Auch sie hat eine ausgeprägte Ramsnase, ist aber viel eleganter als Saba. Auffallend sind ihre wunderhübsch geschwungenen Ohrspitzen.

Als wir die drei gestern aus dem Transporter ausluden, waren sie einfach drei ziemlich identische Schafe. Ich weiss noch nicht viel über sie zu sagen, aber verwechseln könnte ich sie bereits nicht mehr. So schnell geht das.


Montag, 21. Oktober 2013

Herzlich willkommen


Wer hier schon ein Weilchen mitliest, weiss, dass ich schon lange auf den heutigen Tag gewartet habe (da und da und da und da und da).

Saba, Sirah und Karamba sind heute eingezogen. Plötzlich ging alles ganz schnell. So schnell, dass wir noch einen wochenendlichen Intensivarbeitseinsatz im zukünftigen Stall leisten mussten. Es galt noch Gatter und Tränken anzuschrauben, alten Mist zu entfernen, aufzuräumen, einzustreuen und tausend kleine Handgriffe hier und dort zu erledigen.


Umso mehr hat es mich natürlich gefreut, dass die ehemaligen Besitzer der Tiere und der uns zugeteilte "Mentor" des Schweizerischen Engadinerschaf Zuchtvereins nur lobende Worte für unser Gebastel fanden. Wobei, eigentlich handelt es sich fast ausschliesslich um das Werk des Gefährten. Aber weil ich ja schliesslich oft mit von Partie gewesen bin, die eine und andere Idee beigesteuert habe und das Kind ständig um Bohrmaschine, aufgeschichtete Granitplatten, Stichsäge, Brennesseln und ähnliches (welches alles eine unheimliche Faszination auf den Frischling ausübt) lotsen musste, nehme ich mich vom erfolgreichen Resultat nicht ganz aus. Äusserst grosszügig bemessen, trocken, zugluftgeschützt und mit permanentem Ausgang ins Freie versehen, darf sich unser Schuppen als Villa bezeichnen, so man ihn denn mit Schafsaugen betrachten mag.

Gerne würde ich den drei Mädels einen Gutenachtbesuch abstatten, aber ich zügle meine Neugier. Sie würden erschrecken, ich täte ihnen keinen Gefallen und würde nur ihr Ankommen in ihrem neuen Daheim unnötig erschweren. Morgen sehen wir weiter. Schlaft gut, alle Schafe und Menschen dieser Erde.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Silberchen


Ein Wiesel
sass auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.

Wisst ihr,
weshalb?

Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:

Das raffinierte Tier
tats um des Reimes willen.

Christian Morgenstern, aus der Sammlung Galgenlieder




Aus feinstem Silber hab ich mir ein gänzlich unnütz Ding gegossen.

Dafür zuerst die winzigste Eichel gesucht, die ich finden konnte. Dann die Manschette mit Giesssand vorbereitet und die Winzigkeit hineingedrückt. Eingusstrichter und Abluftkanäle gestochen, Silber geschmolzen. Und Hopp! Dann noch geschliffen und poliert.

Und sehr gefreut.

Montag, 14. Oktober 2013

Stolperstein: Milk & Honey


Das Halten und vor allem Essen von Nutztieren (wobei ich diese Bezeichnung irreführend finde) wird von vielen Leuten als verwerflich betrachtet. Ausbeutung, Sklaverei, Mord,...

In loser Folge hier einige Überlegungen.

Ich freue mich sehr über die rege Nutzung der Kommentarfunktion bei meinem letzten Stolperstein. Wer mich ein bisschen kennt, wird wissen, dass ich Massentierhaltung genauso verurteile wie hoffentlich alle Leserinnen hier. "Tiere essen" habe ich natürlich schon längstens gelesen, dass das für unser Vieh angebaute Soja Menschen in reichen Agrarländern (z.B. Brasilien) verhungern lässt, weiss ich, und dass bewusster, aufgeklärter Konsum (biologisch, regional, saisonal,...) eine Selbstverständlichkeit sein sollte, darüber mag ich schon gar nicht mehr diskutieren.

Mich interessiert im Moment wirklich vielmehr dieses Rumstolpern, ein bisschen philosophisch, ein bisschen provokativ, und auch ein bisschen ungewohnt. Mit Fragen, die ganz praktisch und direkt mit meinem eigenen Leben zu tun haben. Mit Fragen, welche mich selbst tief berühren, da ich eng mit Tieren zusammenlebe, sie sehr liebe. Und einige von ihnen esse. Ja, tatsächlich, schmusen und fressen (in Anlehnung an einen Kommentar des letzten Stolpersteins). Ich freue mich auf Euer Mitstolpern.

Weil Euch das Bild mit der Kuh im Morgennebel so gefallen hat, bleibe ich bei diesem Bild-Thema. Ein paar Aufnahmen hab ich nämlich noch von jenem magischen Novembermorgen 2011. Also, weiter geht's:


Wohin mit dem ständig wachsenden Gras der Wiese?

Woher die Nahrung (Dünger) für die Pflanzen im Gemüsegarten?
(Welche wohl ein bisschen mehr als Mulch benötigen, ansonsten wäre die oben gestellte Frage ja bereits beantwortet.)

°Antwort A: Keine Ahnung. Grünabfuhr und Supermarkt...?
°Antwort B: Schaf. Direkt weiter zu Frage 3:

Wohin mit dem Nachwuchs eines Schafes? (Robuste und fruchtbare Zuchtauen können so in 8 Nutzungsjahren beeindruckende Lebensleistungen von bis zu 24 Lämmern erreichen.)


(Wie es der Name schon sagt: Unter dem Label "Stolperstein" notiere ich Gedanken, Ungereimtheiten und Überlegungen, welche meinen Weg kreuzen und mich kurz oder etwas länger beschäftigen.)

Freitag, 11. Oktober 2013

Stolperstein: Milk & Honey


Das Halten und vor allem Essen von Nutztieren (wobei ich diese Bezeichnung irreführend finde) wird von vielen Leuten als verwerflich betrachtet. Ausbeutung, Sklaverei, Mord,...

In loser Folge hier einige Überlegungen.

Was geschähe mit all den Tieren, wenn der Mensch kein Interesse mehr an ihnen/ihren Erzeugnissen hätte? Würde er sie noch halten und pflegen? Falls nein, würden sie aussterben? Welcher Verlust wäre dies für den Menschen nebst dem Verzicht der eigentlichen Erzeugnisse?

(Wie es der Name schon sagt: Unter dem Label "Stolperstein" notiere ich Gedanken, Ungereimtheiten und Überlegungen, welche meinen Weg kreuzen und mich kurz oder etwas länger beschäftigen.)




Sonntag, 6. Oktober 2013

A Little Green



Seit der Frischling unser Leben bereichert, sind Konzertbesuche sehr selten geworden. Der Auftritt von „A Little Green“ war es mir aber wert, sämtliche Hebel in Bewegung zu setzen: Kind und Hund wurden kurzerhand zu den Grosseltern spediert.

Die vier „Jungs“, ihre Musikalität und Spielfreude, die mitreissenden Jigs und Reels, Tarantellas (Tarantelle?) und Chansons begeisterten mich einmal mehr.


Auch weckte der Auftritt Erinnerungen an mein Hochzeitsfest. Ich hatte mir ein Konzert der „Grünen“ gewünscht (wir feierten ein unkompliziertes Sommerfest mit allen Freunden und der ganzen Familie ohne gängiges Hochzeitsprotokoll). Dieser Wunsch fiel jedoch ins Wasser, da ein Mitglied der Band gegen Abend beruflich ins Ausland reisen musste. Etwas enttäuscht und frustriert (der Gefährte koordiniert die Konzerte der Band, und eigentlich hatte ich schon erwartet, dass er es zustandebringen würde, sie für sein eigenes Fest zu buchen) schleppte ich einen riesigen grünen Ast ins Zelt und montierte ihn als gänzlich missratene Deko, mit dem giftigen Seitenhieb, auf dass wenigstens ein bisschen „a little green“ vorhanden sei, an die Zeltwand. Die vier Musiker waren natürlich als Freunde am Fest dabei, Felix abreisebereit mit Rollköfferchen. Als er sich verabschiedete und winkend von dannen zog, verflüchtigten sich alle Hoffnungen auf eine letzte gelungene Überraschung. Doch weit gefehlt! Alles war eine Finte und perfekt inszeniert: Die Jungs spielten bis tief in die Nacht, wir tanzten, was das Zeug hielt und die irisch-süditalienisch-bretonisch-osteuropäischen Klänge sind mir seit jenem Abend noch lieber geworden.


Gestern war nicht mit grossen Überraschungen, aber mit einem schönen Wiedersehen und –hören zu rechnen. Doch das ist ja das Beste an Überraschungen, dass sie einem immer unvorbereitet begegnen: Ein kleines Mädchen kniete vor der Bühne und lauschte fasziniert der Musik. Irgendwann begann es, die Arme im Takt der Musik zu bewegen. Anmutig und zart wie eine Ballettänzerin während leisen Passagen, herrisch und bestimmt, wenn die Musik wilder wurde. Immer im Takt, immer absolut eins mit der Musik. Schliesslich sprang sie auf, wiegte sich vor und zurück, hin und her, hüpfte wie eine irische Steptänzerin, bewegte Arme und sogar die Finger wie eine Tango- oder Flamencotänzerin, schüttelte und neigte den Kopf, kurz, vergass sich ganz in der Musik. Ihre Bewegungen waren weder einstudiert noch kokketierend oder Aufmerksamkeit heischend, ihr Körper ging einfach ganz in der Musik auf. Ich muss gestehen, dass mein Augen- und Ohrenmerk die Musiker verliess und komplett von diesem Kind gefangengenommen wurde. So etwas Faszinierendes, Berührendes, ja beinahe Übersinnliches hatte ich noch nie gesehen. 

Und damit ist ein weiteres "A Little Green"-Konzert zu meinen unvergesslichen Erinnerungsschätzen hinzugekommen.

Zu den Bildern: Das Wetter ist heute gerade auch ziemlich irisch und "a little green"...


Freitag, 4. Oktober 2013

Quersumme


Der Gefährte hat mich heute Abend mit meiner Geburtstags-Quersumme bekocht und das Herbstgericht auf acht Gänge verteilt. Wahnsinnig lecker war das. Und einmal mehr konnte ich am eigenen Leib erfahren, dass Liebe durch den Magen geht.

Weil wir nach genüsslichem Verputzen des ersten Ganges erschüttert feststellten, dass wir das Fotografieren desselben vergessen hatten, durfte ich mir die Wartezeiten zwischen den Gängen mit Zeichnen verkürzen. Voilà.



Dienstag, 1. Oktober 2013

Vorschau: Oktober


° zahlreiche Herbstteller und Vermicelles zubereiten, mich endlich an Zwetschgenknödel wagen und alles, wann immer möglich, begleitet von Familie, Freunden und warmem Miteinander geniessen

° Ballast abwerfen und Herzensdingen Platz einräumen

° Rastafari-Mütze optimieren (Riesenbommel entfernen und dafür Mähne einknüpfen zwecks Neugeborenen-Kompatibilität)

° viele Reihen stricken, am besten in Begleitung von Hörbüchern (Das Vakuum nach 61 Folgen Sherlock Holmes muss gefüllt werden, wer kann weiterhelfen? Tipps sind willkommen!)

° Garten-Wissen-Sammel-Ideen-Pläne-Heft (Hefte?) und Rezeptesammlung anlegen

° Ausflug ins Lieblingsmuseum meiner Kindheit unternehmen (Ob der Säugling-Schädel wohl noch anzutreffen ist?)

° Hund und Kind und Gefährte zu einem winzigkleinen Ausflug in die Berge bewegen

° den längst fälligen Brief nach Berlin schreiben und abschicken

° den drei Engadinerinnen einen würdigen Empfang bereiten

° dem Herbst mit offenen Sinnen gegenübertreten und das ein und andere Bild festhalten


Die monatliche Vor- und Rückschau ergänzt meine unzähligen bestehenden Listen (berufliche und private Pendenzen, Einkauf, Ideen, Tages- und Wochenorganisationen etc.). Sie soll jedoch ausschliesslich wohltuende, mich selbst beschenkende Punkte enthalten, welche sonst einfach allzu schnell und oft vergessen gehen.

Samstag, 28. September 2013

Pullover



Gestern vor zwei Jahren am Nachmittag verunfallte der Gefährte schwer. Wir waren frisch verheiratet und genauso frisch in froher Erwartung. Wie jeden Nachmittag fuhr der Gefährte mit dem Mofa den Berg hinunter zur Arbeit. Da löste sich der Pullover, welchen er auf den Gepäckträger gewurstelt hatte, verhedderte sich im Rückrad und blockierte dieses schliesslich abrupt. Es kam zum Sturz. Leider blieb es nicht bei einigen Überschlägen, ein mögliches mehr oder weniger sanftes Abrollen wurde durch einen Granitblock am Strassenrand verhindert.

Resultat: eine schwere Gehirnerschütterung und zahlreiche komplizierte Knochenbrüche auf der linken Körperseite: Schulter, Ellbogen, Handgelenk, mehrere Rippen, Knie und Fuss. Die Erleichterung und Dankbarkeit, dass weder Gehirn noch Wirbelsäule Schaden genommen hatten, war unsäglich. Trotzdem merkten wir bald, dass dem Gefährten eine langwierige Heilungszeit bevorstand. Mehrere Monate in Spital und Rehaklinik veränderten unser beider Tagesabläufe und brachten einige schwierige, aber auch schöne Momente mit sich. Am schlimmsten war aber wohl die langanhaltende Ungewissheit, ob der Gefährte je wieder als Musiker (Gitarrist) arbeiten könnte. Während eines ganzen Jahres war es ihm nicht möglich, den Unterarm weit genug auszudrehen, um das Instrument spielen zu können. Diese lange Arbeitsunfähigkeit bescherte uns im Gegenzug dafür einen wunderbaren Start als Familie, da wir so die ersten Monate mit dem Frischling rund um die Uhr zusammen erleben durften.

Mit Ablauf der zwei Jahre gilt der Gefährte jetzt als "austherapiert", und die wöchentlichen Trainings bei der Physiotherapeutin gehören der Vergangenheit an. Auch arbeitet er seit einem Jahr wieder als Musiker und Musiklehrer. Schlechter ist sein Spiel nicht geworden. Besser leider auch nicht.

Dieser Jahrestag ist schwer zu vergessen, weil genau in dieser Woche bei uns im Dorf jeweils eine grosse Herbstmesse, und bei mir in der Schule zufälligerweise eine Projektwoche stattfindet. Und so musste dieser denkwürdige Tag auch "gefeiert" werden: Im schönsten sonnigen Herbstlicht haben wir den Unglückspullover verbrannt, welcher damals vor zwei Jahren unser Leben so verändert hat. Am Abend durfte der Frischling die Grosseltern unterhalten, während wir seit langer Zeit wieder einmal gemeinsam auswärts essen gingen und unter anderem die vergangenen zwei Jahre Revue passieren liessen.

Das Alte ist vorbei, aber nicht vergessen. Ich bin von riesiger Dankbarkeit erfüllt, dass wir noch zusammensein dürfen. Dass es uns gut geht, dass wir weiter an unseren Lebensplänen herumbasteln dürfen, und dass wenig Schlechtes und viel Gutes aus dieser schwierigen Zeit noch heute unsere Tage begleitet.


Donnerstag, 26. September 2013

Stolperstein: Entweder man lebt,



...oder man ist konsequent. (Erich Kästner)

Ich wundere mich immer wieder sehr.

Konsequenzen werden als eine sehr wichtige Sache im Umgang mit Kindern angesehen. Aber meinen die Erwachsenen wirklich Konsequenz? Oft handelt es sich bei genauer Betrachtung vielmehr um Regeln, oder wenn diese nicht eingehalten werden, um Strafen, welche beide, als Konsequenz getarnt, angewendet werden. Erste sind immer von der regierenden Macht abhängig, somit sehr subjektiv und dadurch zu hinterfragen. Zweite sind selten bis nie erfolgversprechend.

Echte Konsequenzen hingegen werden Kindern oft vorenthalten. Statt beispielsweise auf die Souveränität und angemessene Reaktion einer kompetenten Katze zu vertrauen, wird ein kleiner Grobian mit Erklärungen, Verboten und Befehlen überhäuft. Viele Erlebnisse werden verhindert, als handle es sich um lebensbedrohliche Situationen.

Ebenso eigenartig ist, dass die Erwachsenen zwar Konsequenzen im Umgang mit Kindern für essentiell halten, selber aber überhaupt nicht konsequent sind. Noch ein bisschen Schokolade zum Kaffee? Zehn Minuten länger im Bett liegen bleiben? Heute mal aufs Staubsaugen/Aufräumen/Abschminken/Schuhe ausziehen/...(bitte beliebige Tätigkeit einfügen) verzichten? Noch ein wenig länger als geplant fremde Blogs besuchen? Bitte sehr. Ja, gerne. Nur heute. Nur jetzt. Und wir leben alle hervorragend damit. Inkonsequenz begleitet und auf Schritt und Tritt. Und tut uns meistens sehr gut.

Viel Spass Euch und Euren Kindern. Das Leben ist schön. Geniesst es und Euch!

(Wie es der Name schon sagt: Unter dem Label "Stolperstein" notiere ich Gedanken, Ungereimtheiten und Überlegungen, welche meinen Weg kreuzen und mich kurz oder etwas länger beschäftigen.)

Montag, 23. September 2013

Sonnwendlig


Ausgewählt und per Handschlag besiegelt
Lichtfänger beblinzelt
Wintervorbereitungen getroffen
Das Geheimnis des Feuermachens weitergegeben
In weiche Wolle gegriffen
Das Schultertuch wachsen lassen
Vermicelles genossen
Das Tagwerk bestaunt
Viel gespielt
Vieles geerntet
Den Rücken gebeugt
Auf das Kommende gefreut

Von oben nach unten und von links nach rechts die Impressionen des Wochenendes.
Habt es fein.


Donnerstag, 19. September 2013

Lesen heisst denken


Freie Verse

Gestern Nacht erwachte ich wusste
Dass ich mich nun von diesen Versen
Verabschieden sollte. So geht es immer
Nach einigen Jahren. Sie müssen hinaus
In die Welt. Es ist nicht möglich sie
Ewig! hier unter dem Dach zu behalten.
Arme Dinger. Sie müssen hin in die Stadt.
Wenige werden später zurückkommen dürfen.
Jedoch die meisten treiben sich draussen herum.
Wer weiss was aus ihnen noch wird. Eh sie
Zur Ruhe gelangen.

Sarah Kirsch

Sarah Kirsch, Werke in fünf Bänden. Band 3. Gedichte. ISBN 3-421-05272-7

Donnerstag, 12. September 2013

Chaos überall



Als ich die aufgedrehte Wolle zu einem Knäuel wickeln möchte und Entwirrungsversuche auch solche bleiben, entschlüpft mir der ein und andere Fluch. Nach langem Gewickel, Entknoten und Probieren liegt aber schliesslich doch ein akkurat aufgewickelter Knäuel Wolle vor mir.

Der Elektrozaun der Schafe verheddert beim Umstecken. Das Gezerre, Gefädel, Untendrüber- und Untendurchziehen erinnert mich an die Wolle, nur dass ich jetzt mitten drin stehe im Chaos. Ich schaffe es, einigermassen ruhig zu bleiben und mich den 60 Metern Herausforderung zu stellen. Die Schafe beobachten mich interessiert mal von der einen, mal von der andern Seite des Durcheinanders, um sich schliesslich ganz brav wieder auf der gewünschten Seite der Wiese, abgetrennt durch einen sauber gespannten Zaun, einzufinden.

Wenn mein Blick jetzt auf den Schreibtisch fällt, auf mein Materialregal, in die ein oder andere Schublade, in den Kleiderschrank und an noch so manchen Ort, weiss ich, dass alles zu schaffen ist. Irgendwie, irgendwann. Und dass ich bis dahin nicht die Nerven und Zuversicht verlieren sollte.

Sonntag, 8. September 2013

Wachsen und Werden


Glücklich stelle ich fest, dass einiges gewachsen ist in diesem Jahr. Wer wissen will, wie dieser Garten vor noch gar nicht langer Zeit ausgesehen hat, darf hier gucken.



Mittwoch, 4. September 2013

Der grosse Sommer


Pralle Tage liegt hinter uns. Es gab für uns alle so viel zu entdecken und zu lernen. Jetzt blühen die Stockrosen und die Sonnenblumen. Während das letzte Veilchen langsam verblasst.

Samstag, 31. August 2013

Lob dem Dunkel


Es greift leichte Wehmut um sich, jetzt, wo sich der Sommer verabschiedet. Wir mögen uns auf lange Abende mit Tee, Strickwolle und erste Kerzen freuen. Gemeinhin ist aber das Dunkle in unserm Kulturkreis negativ besetzt. Deshalb will ich jetzt hier einmal dem Dunkel ein Kränzchen winden.

Die Dunkelheit schützt, verbirgt, ins Dunkle kann man sich zurückziehen. Das Dunkle ist gnädig. Das Dunkle ist warm, weich und rund, das weibliche Prinzip. Der Tod ist weiss, hart und kalt. Im Dunkel entspringt das Leben. Im Dunkel ist alles enthalten, es absorbiert, vereint. Schwarz ist alles, während Weiss nichts ist.

Oh, ich freue mich auf die Dunkelheiten. Sogar auf die melancholischen.

Es grüsst Frau Krähe

Mittwoch, 21. August 2013

Die Welt erhämmern und Bande knüpfen


Der Frischling liebt seinen Hammer. Immer und überall muss er dabei sein. Unterwegs im Kinderwagen hält er ihn wie ein Zepter, daheim überprüft er hämmernd den Klang aller Wände, Möbel, Materialien. Kein noch so kleiner Hammer in den wunderbaren Ali-Mitgutsch-Büchern entgeht ihm. "Hammer" war denn auch eines seiner ersten gesprochenen Worte. Das alles ist schön und gut. 

Hämmer können wohl vieles, aber nicht alles. Etwas Weiches, Freundliches, im weitesten Sinne Menschliches musste her. Eine Puppe. Was ich mir ganz einfach vorgestellt hatte, erwies sich als echte Herausforderung. Ein Junge sollte es sein, aus Stoff gefertigt, mit hübschem Gesicht, nicht zu klein, nicht zu gross. Was in Spielzeugläden angeboten wurde, gefiel mir nicht oder war viel zu teuer. Bald landete ich bei handgefertigten Waldorf-Puppen, wobei mich die aufgemalten Gesichter oft nicht überzeugten.



Und dann fand ich ihn. Im Brocki, fast geschenkt. Ein Handarbeits-Stück, welchem das Gesicht fehlte. Feine Bleistiftlinien waren zwar aufgezeichnet, aber dann hatte die Schöpferin wohl der Mut verlassen. Die Augen waren schnell gemalt, auch die Andeutung eines Mundes. Auf der Wange rutschte ich einmal aus, was ihm einen hübsch unperfekten Storchenbiss bescherte. Noch etwas unsicher bin ich mit den Augenbrauen, fürs Erste habe ich sie weggelassen. Jetzt wartet er noch auf anständige Kleidung. 

Eines ist gewiss: Der Frischling mag ihn. Und wird ihm irgendwann seinen Namen geben.


Mittwoch, 14. August 2013

Abendgedanken



Jetzt sind sie also schon wieder zu Ende, die grossen Sommerferien. Morgen früh 07:20 geht es los. Und obwohl mir die ersten paar Stunden nur vertraute Gesichter begegnen werden, bin ich nervös. Immer noch, nach all den Jahren. Ich bin gut vorbereitet, freue mich auf die anstehenden Aufgaben und hoffe, dass ich den einen und andern Funken entzünden kann bei der "Kundschaft". 

Es gibt einiges zu berichten, wofür die Zeit heute nicht reicht. Viele Maschen habe ich gestrickt die letzten Wochen, einige Stoffe zerschnitten und neu zusammengesetzt, einer Puppe ein Gesicht geschenkt, Schafverwandlungen bestaunt und vor einigen Tagen schliesslich das Herbstlicht begrüsst. 

Die Farben haben sich verändert. Als es endlich regnete nach der langen Hitze, atmete die Natur auf und zeigte ein ganz anderes Gesicht als im gleissenden, harten Sommersonnenschein. Geradezu irisches Wetter und Licht umgab und beglückte mich. Und auch jetzt, wo die Tage wieder hell und freundlich sind, ist etwas davon zurückgeblieben. Eine Tiefe in den Grüntönen, warme Dunkelheiten und eine satte Weichheit, welche leise den Herbst ankündigt.
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.