Sonntag, 19. April 2015

Meins!


Mein Garten!
Meine Bäume!
Meine Wiese!

Glücklich und stolz schweift mein Blick über diesen Flecken Erde. Die oben geschriebenen Worte durchzucken mich zwar während eines Wimpernschlags, könnten aber falscher nicht sein. Hier gehört mir gar nichts. Das wird sofort klar, wenn man sich vor Augen führt, dass wir hier in einem Mietobjekt leben. Und sowieso bin ich der Ansicht, dass einem gar nichts auf dieser Welt gehören kann. Alles ist nur geliehen für einige Jahre, unsere Sterblichkeit relativiert jeden Besitz. Und noch weniger kann ich von Besitz reden, wenn ich lebendige Gegenüber erwähne. Unsere Kinder gehören uns nicht, sie sind uns nur anvertraut. Ebensowenig die Tiere, mit denen wir leben. Auch wenn wir sie uns angeschafft haben. Sie gehören nur sich selbst. Und auch auf die Erde und die Pflanzen können wir keine Besitzansprüche erheben.

Woher also kommt dieser Impuls des Besitzen-Meinens?


Als der Fuchs dem Kleinen Prinzen das Zähmen erklärt, dieses Einzigartig-Sein für jemanden, meint der Kleine Prinz nach einigem Nachdenken, die Rose habe ihn wohl gezähmt.

Und genau so besitzt mich wohl dieser Flecken Erde. Noch nie habe ich mit so viel Zweifel, Herzblut und Zukunftsträumen in der Erde gegraben, noch nie habe ich mich so in den Dienst eines kleinen Ökosystems stellen lassen. Ich gehöre diesem Platz in der Welt, wenigstens im Moment, und wenn hier jemand "Meins!" sagt, dann sind es wohl diese Familie, dieses Haus und diese Natur. Ich gehöre ihnen ganz. Für sie biete ich alle meine Kräfte auf.

Und natürlich, das sei gesagt, ganz tief in mir gibt es Räume, die nur mir ganz allein gehören und die ich schütze vor allen äusseren Einflüssen.


4 Kommentare:

  1. wunderbare worte und gedanken!
    herzlichst
    dania

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  2. Vielen Dank für Bild und Wort!
    Sie führen mich zurück in Zeiten, in denen ich genauso fühlte und helfen mir zu würdigen, was heute nicht mehr "meins" ist.
    Danke.
    Alles Liebe für deinen erfülltes Lebensabschnitt!

    Gabriela

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  3. Sehr schön, was Du schreibst ging mir direkt ins Herz hinein - muß sich also um tiefe Wahrheit handeln.

    Helga

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  4. das verschlungensein, verstricktsein – so ein gutes bewusstsein.

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Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.