Freitag, 4. September 2015

Klammern und Ausrufezeichen


Wir verändern uns alle. Ständig. Aber selten fällt das so auf wie bei kleinen Kindern. Gerade eben wachsen die beiden hier so rasant, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.

Der Frischling hat sein erstes gegenständliches Bild gezeichnet. Eine Lokomotive (was sonst!). Diese hat er ganz allein in aller Stille aufs Blatt gehauen, nachdem ihm tags zuvor eine Mutmach-Zeichnung mit Rittern und Drache von einem Spielgruppen-Gspänli geschenkt wurde. "Wenn M. zeichnen kann, kann ich das auch.", hat er mir beim Überreichen erklärt. (Gerade mal drei Jahre alt geworden, besucht der Frischling seit vier Wochen während eines Nachmittages pro Woche die Waldspielgruppe. Freiwillig ist das und für ihn eine gute Gelegenheit, andere Kinder kennenzulernen. Aber bereits nächstes Jahr gilt es ernst mit obligatorischem Kindergarten, fünf Tage die Woche, eine Kindergärtnerin auf ca. 25 Kinder. Zugestandene Eingewöhnungszeit: ein Tag. Wer hat sich das bloss ausgedacht?)

"Ich bin Schuperman!" Ja, manchmal gelingt dem Frischling neuerdings das "sch".

Die Zaunkönigin summt die Melodie von "Heile, Heile, Säge" (Segen natürlich!), kriegt Haare (endlich!), steigt in ihre Hosen und organisiert den Haushalt neu (Was ich überall finde, wenn ich es nicht suche! Und umgekehrt!). Nur das Sprechen spart sie sich noch fast gänzlich auf. Sie lebt hervorragend ohne Worte, kriegt immer was sie will und kommandiert alle in der Gegend herum. Mit Vorliebe den Papa (Mapam!) und mich (Mapam!).

6 Kommentare:

  1. so.eine.wunderschöne.zeichnung!
    ich glaube, da tut der schöne sommer seine wirkung, dass sie mit einem mal alle so groß werden.
    man kommt mit dem zuschauen kaum hinterher!

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  2. Das hast du ganz wundervoll treffend und anrührend geschrieben. Seuftz. Und später wünschtest du dir manchmal, sie hätten das sprechen NIE gelelernt ;o).

    Ganz plötzlich sind sie 23 und 19. Du fragst dich, wo die Zeit geblieben ist, wunderst dich über die Anzahl der Kerzen auf deiner eigenen Geburtstagstorte und du vermisst, wovon du zuvor gehofft hattest, es wird besser, wenn sie älter werden. (Es wird übrigens nie besser, immer nur anders.) Haaaach.
    Claudiagruß
    ... von der, die die Lokomotive für eine Maus gehalten hatte, woran man mal wieder sieht, wie sehr die eigenen Interessen unsere Sicht auf die Dinge beeinflussen...

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  3. Wow, das muss in der Luft liegen. Heute hat E. seinen 1. Kopffüßer gezeichnet, vorher nie Gegenständliches. Auch wurde er vor 3 Tagen von jetzt auf gleich trocken und ist aus unserem Bett in ein Eigenes im Kinderzimmer umgezogen. Alles auf einmal und von ganz allein, ohne Einwirkung von außen. Und ich bin sprachlos und muss los lassen lernen. Obwohl ich mich so sehr mit ihm freue, dass es mir gar nicht so schwer fällt. Nur die 1. Nacht ohne ihn, da habe ich so schlecht wie lang nicht mehr geschlafen ;)
    Und I. ist ja (noch) da, auch wenn wor überlegen sie nun nach ziehen zu lassen, damit die Geschwister beieinander sind.
    Ich freu mich über die tollen Entwicklungsschritte deiner Kinder.
    Bis bald, Bianca

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    1. Wow, alles auf einen Schlag! Ach ja, man freut sich sehr. Und doch ist da auch immer so ein winziges bisschen Wehmut. Eine ganz bestimmte Zeit ist damit jeweils unwiederbringlich vorbei. Überall ganz ganz kleine Abschiede.
      Der Frischling ist übrigens einst auch stolz und absolut freiwillig ausgezogen aus dem Elternschlafzimmer. Mittlerweile besucht er uns aber nachts oft wieder. Wir geniessen beide Varianten. (Einmal ist er sogar nachts zurück in sein Zimmer getappt. "Viel zu heiss hier", hat er gebrummelt und weg war er.)
      Schön, immer wieder von dir zu lesen. Liebe Grüsse

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  4. Eine tolle Lokomotive, auch wenn ich es fäschlicherweise für ein U-Boot hielt.

    Tolle, sympathische Erzählung :)

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  5. Ja, sehr treffend ist dein Kommentar. Was ist meine Aufgabe? Wegschauen, weil ich eh nichts ändern kann udn mich um mich selbst sorgen muss? Was kann ich tun, was wirklich hilft? Was ist denn das Richtige? Der Strom der Abertausenden reisst nicht ab - singen und ein paar Kisten Kleidung spenden lösen das Problem nicht. Als würde man versuchen, die Niagarafälle mit einem Korken trockenzulegen. Natürlich geht das normale Leben, der Alltag weiter, Notwendigkeiten müssen getan werden - aber wie kann mich neben dem allen nicht berühren, wenn die Welt Kopf steht...
    Herzlich, Katja

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Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.