Mittwoch, 16. Juli 2014

5+3


Die eine oder andere treue Leserin mag sich fragen, wie es uns und unserem kleinen Mädchen in den letzten Wochen ergangen ist. Diese Zeilen zu schreiben erfordert einiges an akrobatischem Geschick, denn so lieb und süss und zufrieden das Baby ist, so klar sind seine Anforderungen an mich als Muttertier.

Während die Kleine tagsüber beinahe unsichtbar (leider nicht schwerelos) wird im Tragetuch, und kaum jemand ausser uns sie in wachem Zustand und "ausgepackt" je gesehen hat, hält mich der Frischling von früh bis spät auf Trab. Das ist ganz viel Glück und Spass und Freude, und ab und zu so irre absurd und anstrengend, wie es wohl nur zusammen mit einem Zweijährigen sein kann.

Abends fällt der Frischling (der ja nun eigentlich keiner mehr ist...) ob all seiner Abenteuer in einen tiefen Schlaf. Fürs Mädchen gibt es dann zwei akzeptable Programmversionen: Tragetuch (Siehe oben) oder Kuschelstunden im Bett. Will heissen: Sie schläft dann selig an meiner Brust. Dabei kann man wunderbar lesen. Und denken. Blogposts planen beispielsweise. Viel mehr ist aber nicht möglich. Und weil Rücken und Schultern Variante "Tragetuch" nach den vorangegangenen Stunden strikt ablehnen, bleibt nur letzteres. Damit gehören die Tage dem Frischling und die Abende dem Mädchen. Mir selbst bleibt das Wissen und damit die Zuversicht, dass dies alles nur allzu flüchtig ist. Ich übe mich darin, auf diese Beschlagnahmung nicht mit Frustration, sondern mit viel Genuss zu reagieren.

Und irgendwann kommt der seltene Moment, wo das Mädchen tatsächlich so tief einschläft, dass es nicht aufschreckt, wenn ich etwas von ihm wegrücke und den Laptop aufklappe. Nur damit ich dann feststellen kann, dass die ganze gedankliche Vorformuliererei und das akribisch Geplante sich auflösen zu vagen und wirren Textfragmenten. Es lebe die pränatale Stilldemenz.

Da liege/sitze ich nun also in höchst ungesunder Stellung, und mir bleibt nichts mehr, als euch zu schreiben, dass es sich hier ganz wunderbar lebt. Dass ich wohl etwas dünnhäutig bin und der Gefährte die ein oder andere Ladung schlechte Laune abkriegt, alles in allem aber die Freude unsere Tage und Nächte durchzieht. Das kleine Mädchen könnte liebenswürdiger nicht sein, der Frischling meistert diese grosse Veränderung der Familienkonstellation tapfer und bewundernswert, und ich bin sehr glücklich und dankbar.

2 Kommentare:

  1. liebe martina, das klingt gut und insbesondere sehr tapfer.
    weil ich mich sehr genau erinnere, was es an gedanklich-emotionaler anstrengung bedarf, das vereinnahmungsglück nicht in eingesperrtseinsfrust hinüberkippen zu lassen.
    schaff es weiter so gut, das genießen; im wissen, dass sie bald wieder da sein werden, die zeiten für dich allein. (bald ist relativ, aber ich finde, erst im rückblick gewinnt es an länge, mittendrin kommts schneller.)

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  2. liebe martina,
    auch ich erinnere mich noch gut an vereinnahmungsglück und pränatale stilldemenz, auch an halb durchgesessene nächte mit besetztheitsgefühl. und dem gefühl, dass trotz glücklich und dankbar sein, die inbesitzgenommenheit ewig anzudauern schien - und nun kommt der wirbelwind schon in die schule...
    es liest sich trotz allem so fein, euer glücklichsein zu viert! genießt es weiter!
    alles liebe
    dania

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Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.