Den Torbogen kennt ihr schon. Darunter steht diesmal meine Urgrossmutter, wie sie mir in lebhafter Erinnerung ist. Die Resonanz auf den Post über das besondere Häuschen und die Frauen, die darin leb(t)en, hat mich sehr gefreut. Schön, dass die Atmosphäre auf meinen Fotos zu spüren ist.
Es gibt Bilder aus vergangenen Zeiten. Aus Zeiten, in welchen die ersten Automobile auf der Strasse mit grossem Hallo von den Kindern begrüsst wurden. In welchen die Menschen in Schwarz heirateten und ihnen zur Konfirmation Gebisse geschenkt wurden. Aus Zeiten, in welchen drei Generationen und ein Stickereilokal im Häuschen Platz gefunden haben. Die Kleidung der Menschen hat sich geändert, das Lebensumfeld sich verändert. Da ich die Menschen auf den Bildern zum Teil persönlich kenne und kannte, wird die Zeit auf eine eigenartige Weise relativ. Zumal sich das Häuschen praktisch nicht verändert hat. Heute mit meiner Grossmutter vor dem Häuschen sitzen und über dies und das palavern zu können und gleichzeitig das Bild ihrer Konfirmation im Kopf zu haben, ist fast magisch.
Nun geht es also, als kleinen Nachschlag sozusagen, auf eine Reise in die Vergangenheit. Ich habe mich auf Bilder beschränkt, welche in unmittelbarer Umgebung des Häuschens aufgenommen wurden. Immer wieder erkennt man die typischen Holzschindeln der Fassade und die steinerne Türschwelle. Alle Bilder liegen ausschliesslich analog vor und wurden von mir nur digitalisiert. Die Farbfotos wurden von meiner Mutter gemacht, bei den alten Bildern kenne ich den/die Urheber nicht.
Um 1900 sieht das Häuschen nicht viel anders aus als heute.
Die Konfirmation meiner Grossmutter. Ihre Eltern, der Grossvater (mein Ururgrossvater) und weitere Personen stehen vor dem Häuschen.
Die Goldene Hochzeit meiner Ururgrosseltern. Auf dem Bild sind zudem auch ein weiterer Ururgrossvater und meine Urgrosseltern zu sehen.
Meine Urgrosseltern sitzen vor dem Haus.
Meine Urgrossmutter mit ihrer Enkelin/meiner Mutter auf dem Arm.
Meine Grossmutter und Urgrossmutter. Und ich.
Und dann verändern sich eigentlich nur noch meine kleine Schwester und ich. Meine Urgrossmutter hat die knapp 20 Jahre, die ich sie gekannt habe, immer gleich ausgesehen.
Beim Zusammenstellen der Bilder ist die Erinnerung an das Grosseli, wir wir sie genannt haben, wieder sehr lebendig geworden. Ich erinnere mich an die Wärme in der winzigen Stube, wenn wir unsere vom Schnee nassen Sachen zum Trocknen auf den Ofen legten. Ich erinnere mich an ihre Hände, wie sie die Teekanne umfassten, an ihre Stimme und ihren über Jahrzehnte perfektionierten Hüftschwung, mit welchem sie die Türe von der Küche zur Stube gleichsam elegant und energisch schliessen konnte, wenn sie das Tablett mit Tee und Gebäck hereinbalancierte.
Vergangen. Nicht vergessen.
martina, das ist so unheimlich berührend.
AntwortenLöschenich denke jeden tag an meine oma und kann es einfach überhaupt nicht verstehen, dieses vergehen.
aber noch viel undenkbarer :: ein vergessen. solche wundervollen beiträge wie der deine, die heben das nichtvergessen gleich noch einmal auf eine höhere ebene.
Hallo Frau Krähe,
AntwortenLöschenich sitze gerade zu Tränen gerührt vorm Bildschirm. Was für wunderbare Fotos! Vielen Dank fürs Teilen. Diese Menschen, diese Ausstrahlung und das Haus... Ich beneide dich, dass du deine Urgroßmutter so lange kanntest. Meine Großmutter ist gestorben, da war ich 25 und mein Söhnchen gerade einen Monat alt. In meiner Familie werden die meisten nicht alt (oder leben 10 Jahre mit Alzheimer, wie meine liebe Oma).
Ich bin vor zwei Tagen durch Bora von kirschkernzeit zu dir gestoßen. Habe festgestellt, dass deine Tochter genau eine Woche jünger ist als meine. Dann habe ich begonnen alle deine alten Beiträge zu lesen. Ein spannender Ausschnitt deines Lebens. Meines ist so anders, so städtisch. Trotzdem bin ich in der Natur ausgewachsen. Unter anderen deshalb, weil meine Großeltern so ein ähnlich kleines Häuschen gebaut haben.
Ich werde weiterhin deine alten Beiträge lesen, mich inspirieren lassen und kurze Auszeiten von meinem Alltag nehmen. Vielen Dank dafür!
Ich grüße dich ganz herzlich aus Mitteldeutschland (Leipzig),
Lydia
Wie wundervoll nocheinmal mitlesen zu dürfen, bei Deiner Wurzellese.
AntwortenLöschenUlma spricht mir aus der Seele. Wie sehr ich die wunderbaren Frauen vermisse, die Mutter und Großmutter waren. Aber auch hier, in meinem Herzen, sind sie immer lebendig.
Was für schöne Bilder Du da noch hast. Dass es solche Ort noch gibt, in denen vier Generationen lebten und aufwuchsen. Das ist einfach wundervoll!
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